Hambacher Fest
Span. Bürgerkrieg
Anarch. Föderation
anarchistische
j VIERTELJAHRES“
j SCHRIFT
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3 DM
HMRMMM
I fl
HAMBACHER FEST
S. 3
"BÜRGERKRIEG"
S. 10
SPANISCHER DOKUMENTARFILM
1936-39
S. 11
SOZIALE VERTEIDIGUNG
S. 16
TÄGLICHE ZENSUR
S. 18
PETER SCHULT -FREIE LIEBE?
S. 19
GEFANGENINITIATIVE
S. 23
SAMEN - ALTA-STAUDAMM
S. 24
ANARCHISTISCHE ORGANISATION
- DISKUSSION -
S. 25
"hautnah"
S. 30
EDITORIAL
Es spinnt sich ein SCHWARZER Faden durch die Geschichte
der Menschheit: die Geschichte der kompromißlosen Kämpfe
unf und für die Freiheit. Wo dieser Faden heute "ist", wo an
ihm anzuknüpfen, wie er weiterzuspinnen ist, um das hei aus¬
zufinden, machen wir seit Mai 1980 diese Zeitschrift. Wir
halten es für notwendig, die Geschichte und Gegenwart der
Unterdrückung, wie der (bisher meist erfolglosen) Befreiungs¬
kämpfe kritisch aufzuarbeiten - wir sind der Auffassung, daß
diese Aufarbeitung zu unterlassen bedeutet, sich der Ge-
schichtslosigkeit preiszugeben und sich von den wichtigsten
Erfahrungen abzuschneiden; denn ohne bewußt aufgearbei¬
tete Erfahrung kann es nur eine fortschrittliche Praxis geben,
die fortwährend am Nullpunkt beginnt. In der Auseinander¬
setzung mit den gesellschaftlichen Veränderungen und
Bewegungen versuchen wir brauchbare Ansätze unter ant¬
istaatlichen Gesichtspunkten zu erarbeiten, auf die von
aktiven Lesern — kritisch — eingegangen werden kann und
soll.
—HB"*;
«I
MITARBEITER DIESER NUMMER :HORST BLUME,
WOLFGANG HAUG, FRIEDERIKE KAMANN, JÜRGEN
WIERZOCH , ROLF FICKER, VOLKER SCHÖSSLER,
HELMUT G. HAASIS, PETER LAUDENBACH , JOCHEN
NICKEL, BÄRBEL LOREY, HERBERT LASCHEK
PHOTOS: WELF, ARNO, NANDO
V^i.S.d.P,: JÜRGEN WIERZOCH, Bvgdtfy Allee, Oslo
NAMENTLICH GEZEICHNETE ARTIKEL STEHEN UNTER
DER VERANTWORTUNG DER VERFASSER UND GEBEN NICHT
DIE MEINUNG DES PRESSERECHTLICH VERANTWORT¬
LICHEN WIEDER.
DRUCK: WINDDRUCK-KOLLEKTIV, ANZHAUSENERSTR.41
5901 ANZHAUSEN
TEILSATZ: HORST STOWASSER, TURMSTR.2, 6330 WETZLAR
VERTRIEBS-UND REDAKTIONSANSCHRIFT: M SF"
OBERE WEIBERMARKTSTR.3, 7410 REUTLINGEN
AUF LAGE: 150 0 REDAKTIONSSCHLUfl: 30.7,82
t ^ Red. Schwarzer Faden
_ \ Obere Weibermarkt Straße 3
7410 Reutlingen
Im nächsten Heft
_
(Anm. der sf-red.: An Pfingsten werden sich die „freiheitlichsten Demokraten, die Deutschlands Boden je sah" zum großen
nationalen Festakt versammeln. Damit sie nicht alleine bleiben, und damit von Seiten der 'Demo'-Demokraten nicht nur grund¬
gesetzfeste DKP'ler die Idylle ergänzen, bringen wir Hellmuth's Beitrag als Aufforderung. Er soll alle diejenigen nach Neustadt
verführen, die ein „Fest des Volkes" noch mit ihrer eigenen Phantasie ausfüllen können. Der Beitrag ist aus Platzgründen leider
stark gekürzt.)
STREIFLICHT:
Die Bezirksregierung der Pfalz in Neustadt an der Wein¬
straße, eine untergeordnete Behörde der rheinland-pfälzi¬
schen Landesregierung, bereitet sich seit letztem Herbst da¬
rauf vor, wie Andersdenkende daran gehindert werden
könnten, am Hambacher Fest teilzunehmen. Die Bezirks-
regierung setzte eine eigene Arbeitsgruppe aus Landeskrimi¬
nalamt, Sicherheitseinheiten, Katastrophenschutz und Be¬
reitschaftspolizei ein, um den Ausnahmezustand zu planen.
Dem leibeigenen, hörigen Teil der Presse enthüllt sie Grau¬
envolles: soeben sei das erste Buch zum Hambacher Fest
erschienen. Es trage den bezeichnenden, unheilsschwange¬
ren Titel: „Volksfest, sozialer Protest und Verschwörung".
Es sei so radikal, gegen die Regierenden so unfreundlich,
daß man mit dem Schlimmsten rechnen müsse. (...)
SYreIFliCht:
Die Gattinnen der gewöhnlich gut funktionierenden hö¬
heren Kreise aus Wirtschaft, Politik und Kultur härmen sich
• in der Sorge, was sie beim Staatsakt auf dem Hambacher
Schloß anziehen sollen.
In der Auftragsabteilung der Daim|er-Benz AG gibt der
Chef eine Runde Sekt aus. Soeben wurde ein Dutzend ge¬
panzerter BOOer Limusinen bestellt. Lieferfrist:, bis Ende
Mai zurn Hambacher Fest.
;v. ; Ae' ; 'taMdes^0eFöng von Rheinland-Pfalz stellt dieses
Jahf von 500 mühsam Und teuer ausgebildeten Grund- und
H auptschulleh rer innen und Lehrern nur 15 ein, also
gerade 3 %, an Realschulen und Gymnasien niemanden
Kein Geld. ■ .. ... ‘
Die Ruine des Hambacher Schlosses, vor 150 Jahren
Schauplatz der größten Protestkundgebung vor der 48er
Revolution, wird für 10 Millionen Mark zum Festsaal der
Herrschenden hergerichtet. Die Straße von Hambach zum
Schloß hinauf läßt sich den Dienstwagen der hohen Herr¬
schaften picht zumuten. Die Ausbesserung kostet eine wei-
mm
2
Wir sind mitten in der Aktualität des alten Rebellenfe¬
stes.
Was ist nun im Jahr 1832 passiert? Warum kann dieses
Ereignis der Geschichte nicht langsam entschlafen, wie die
meisten anderen?
Am 27. Mai des Jahres 1832 treffen sich morgens auf
dem Marktplatz von Neustadt an der Weinstraße tausende
empörter Demokraten. Viele sind schon am Tag zuvor an¬
gekommen. Andere sind auf ihren mit Pferden bespannten
Leiterwagen die ganze Nacht hindurch gefahren. Unterwegs
haben sie in größeren Orten auf die Wagen aus anderen
Richtungen gewartet So bilden sich immer längere Kolon¬
nen.
Blumengirlanden schmücken die Fuhrwerke, wie wenn es
zu einer Dorfhochzeit ginge. Ohne ein Faß Wein und viel
Wasser geht niemand auf die strapaziöse Fahrt. Die Leute
singen, keine Kirchenlieder, sondern verbotene, jeden Poli¬
zeischädel verwirrende Freiheitslieder, allen voran das be¬
rüchtigte, damals erst im Entstehen begriffene Volkslied:
Fürsten zum Land hinaus!
Jetzt kommt der Völkerschmaus.
Hinaus, hinaus, hinaus! (...)
Auf den Wagen flattern verbotene Fahnen in den Farben
schwarz, rot und gold. Anfangs untersagte die Regierung
der bayerischen Rheinpfalz in Speyer das geplante Frei¬
heitsfest, Dem Zorn der demokratischen Pfälzer mußte sie
nachgeben.
Die Regierungen lernten daraus, bis heute: Volksbewe¬
gungen sind nicht durch Verbote und Erklärungen niederzu¬
halten, sondern nur durch brachiale Polizeigewalt, wenn es
sein muß, sogar‘durch die Armee. Jeder Bruch der Verfas¬
sung und jede Verletzung der Menschenrechte lassen sich
ohne weiteres rechtfertigen, wenn dadurch die unbotmä¬
ßigen Untertanen wieder zur Räson gebracht werden.
3
Eine damals noch nie auf der Straße gesehene Masse mar¬
schiert am Morgen des 27. Mai 1832 los. Die Schätzungen
schwanken zwischen 20 und 30.000. Voran die Bürgergarde
von Neustadt mit Blasmusik, dann ein großer Frauenblock
mit der polnischen Fahne. Erst im Jahr zuvor wurden die
Polen in ihrem Versuch niedergeschlagen, durch einen be¬
waffneten Aufstand ihre nationale Freiheit und Einigung zu
erkämpfen.
Nach den Frauen kommen Festordner mit schwarz-rot-
goldnen Schärpen und einer Fahne, in die die Parole
„Deutschlands Wiedergeburt" eingestickt ist. Zuletzt die
Masse der Teilnehmer, geordnet nach ihrer Herkunft in
Rheinpreußen, Badener, Hessen, Württemberger, Franken,
Altbayern, Frankfurter, Hannoveraner usw.
Der Demonstrationszug geht vier Kilometer durch die
Weinfelder dem reizvollen Haardtgebirge entlang nach Ham¬
bach, von dort auf Serpentinen den Schloßberg hinauf.
Oben das ehemalige Schloß des Erzbischofs von Speyer, ei¬
ne Ruine: seit dem großen Bauernkrieg von 1525 ein un¬
übersehbares Mahnmal militanten Freiheitswillens. Die Pfäl¬
zer Bauern steckten dlas Raubnest ihres unerträglichen Plag-
geistes in Brand, (...)
Auf dem Hochplateau des Schloßberges stehen nun eini¬
ge Tribünen, Die meisten Teilnehmer können die Redner
gar nicht hören. Das tut nichts, denn sie sind sich eh alle ei¬
nig: die Fürsten müssen weg, die Rechte der Bürger sind m
festigen und auszubauan. Reden und immer wieder Reden
füllen die beiden Pfingsttage aus. Wer genug davon hat, ver¬
gnügt sich in den improvisierten Gartenwirtschaften, an den
Kaffee-, Tee- und Vesperbuden, an den Krimerlideri. Da¬
zwischen ertönen Freiheitslieder. Illegale Flugschrften fin¬
den reißenden Absatz. Verbotene Ware steht hoch im An¬
sehen.
Kurz, es bricht die liebenswürdige Anarchie eines Volks¬
festes aus, eines politischen gar. Das Gannstatter Volksfest:
oder das Münchner Oktoberfest haben niete mit diesem tu*
kunftswefsenden Fest zu tun. Sobald ein Volk das sinnvolle
Ziel seiner Befreiung vor sich sieht und danach sich aus¬
streckt, gibt es keinen Grund, sich volfaufen zu lassen und
anderen den Schädel e inzusch lagen.
Zu den Rednern, die mit größter Spannung erwartet wer¬
den, gehören Siebenpfeiffer und Wirth, (...)
Siebenpfeiffer hat genug politische Erfahrung gesam¬
melt, um zu wissen, daß die Fürsten ihre eigene Abschaf-'
fung niemals beschließen werden. Deshalb erscheint ihm die
Erhebung für die Befreiung unbedingt nofwendii. Seine Re¬
de beendet er mit dem Ausblick:
„Wir selbst wollen, wir selbst missen vollend en da$
Werk, und ich ahne, bald, bald muß es geschehen, soll die
deutsche, soll die europäische Freiheit nicht erdrosselt wer¬
den von den Mörderhänden der Aristokraten/' (...)
Die Pfälzer stehen seit langem in engem Austausch mit
den Franzosen. Wer in der Pflaz etwas auf sich hält, lernt,
studiert oder arbeitet eine Zeitfang in Frankreich, vor allem
natürlich in Paris.
Die politisch sehr einflußreiche, geschtt% Verschwörer¬
gruppe um einige Zweibrücker Rechtsanwälte unterhält seit
der französischen Julirevolution von 1830 enge Verbindung
gen zu der radikalen republikanischen Opposition in Paris.
Der gemeinsame Revolutionspian sieht vor: zuerst stürzen
die Republikaner in Paris das Komgsturh, dann folgen die
Pfälzer. (...) *
bbhhH iS
4
Die Reden gehen weiter. Auch ein Platzregen, der die be¬
reits zum Mittagessen aufgestellten Teller füllt, läßt das In¬
teresse nicht ertrinken.
Genauso am zweiten Tag. Bis es den radikalen Teilneh¬
mern zu bunt wird: Handwerkern und Studenten. Für sie
ergreift der Bürstenbinder Johann Philipp Becker aus Fran¬
kenthal (Pfalz) das Wort. Noch als alter Mann hat er sich
mit Vergnügen daran erinnert:
Auf der Ruine von Hambach waren auch Scharen jun¬
ger Männer, namentlich der studierenden Jugend ange¬
langt, die zuversichtlich hofften, es werde dort schlie߬
lich auch Ernst gemacht werden und - „losgehen "
Auch ich war mit meinen Freunden in dieser beseelt*
genden Illusion von Franken thal aus dahin gezogen. Wir
sagten uns: die ergrauten Volksfreunde , die grundge¬
scheiten Doktoren und Professoren werden schon dafir
gesorgt haben, daß die ungeheure Versammlung nicht ab¬
läuft wie das Hornberger Schießen , und es werden wohl
aus irgendeinem Winkel der umfangreichen Schloßmine
verborgene Waffen und Munition zur Verteilung gelan¬
gen.
„Hinter den Verfügungen der Regierungen stehen Bajo¬
nette und Kanonen , hinter unseren Protesten aber steht
nichts, dämm werden die Verfügungen der Regierungen
vollzogen und bleiben die Proteste des Volkes lächerliche
Vorstellungen; wollen wir daher mit Erfolg protestkrem
so müssen hinter unsern Protesten ebenfalls Bajonette
und Kanonen stehen. ”
★★★★★
Was geschähe heute mit einem solchen Redner? Mit Sicher¬
heit gäbe es eine Festnahme, viele Jahre Untersuchungshaft,
einen Mammutprozei und um die 15 Jahre Stammheim.
Der Bürstenbinder Becker dringt nicht durch. (...)
Als aber bis gegen Abend des 2. Festtages, Montag ,
28. Mai, kaum von etwas anderem als Protestaktionen
gegen die Beschlüsse des deutschen Bundestages und
die ungesetzlichen Verordnungen der Regierungen ge¬
sprochen und dabei immer der gesetzliche Weg betont
wurden, so war mir doch mein Geduldsfaden völlig Mifc
gegangen. Sofort bestieg ich heiligen Eifers ein großes,
leergetrunkenes, neben der Rednerbühne umgestürztes
Weinfaß , rief gleich einem mit seinen Gesetzlichkeits-
tiraden nicht enden wollenden Sprecher zu . ,,Halt end->
lieh 's Maul dort drüben mit deinem Legalitätsschmus
und üb ersehne ihn dann derart , daß er alsbald verstumm¬
te und ich das Wort allein behielt, um nun direkt unter
allgemeinem Beifallsjubel zur allgemeinen Bewaffnung
aufzufordern. Meine kurze Rede drehte sich um den von
mir aufgestellten Satz hemm:
Volksbewegungen, die den Herrschenden gefährlich wer¬
den, pflegen nicht nur das Transport- und Gaststättengewer¬
be Ins Brot zu setzen, sondern, offenbar unvermeidlich,
auch viele Spitzel, Das gilt nicht nur für die AnthAtom-
kraft-Bewegung, für die Umweltsehützer, für die Gegner
Wahnsinniger Flughafenerweiterungen, sondern ebenso
schon für das Hambacher Fest,
Einen der Spitzel erwischen die Neu Städter, verbläuen
ihn» sperren ihn ins Rathaus ein und lassen dien Wicht unter
dem Gelächter der Stadt aus dem Fenster flüchten. Die Ge¬
genseite wäre gewiß nicht so großzügig gewesen.
Allein Fürst Metternich, der österreichische Kanzler in
Wien, das Haupt der ganzen Reaktion in Europa, schickt
sechs Spitzel nach Hambach. Einem allein traut er nicht
über den Weg. Hinterher zeigt er sich enttäuscht, daß es
keine Schlägereien oder gar Attentate gegeben hat. (...)
Aus einem dieser Spitzelberichte:
>Aus allen Kantonen Rheinbayerns waren besonders
die Advokaten und einige Prediger die eifrigsten Teil¬
nehmer , Von einigen derselben erfuhr ich, daß man alles
dransetzen würde, die Freiheit der Presse durchzusetzen,
daß der Verein über 30.000 Gulden Einkünfte hierzu zur
Verfügung habe, daß, wenn die Regierung die Versamm¬
lung auf Hambach verboten hätte , man dennoch und
zwar bewaffnet erschienen wäre. Es bedürfe nur eines
Winkes der Anführer ; und alles sei zum bewaffneten Wi¬
derstande bereit Man sei völlig darauf gefaßt, Gewalt-
schritte der Regierung mit Gewalt zurückzutreiben, und
fürchte kein Militär. Ihr bergiges Land gäbe ihnen die
schönsten Verteidigungsmittel an die Hände , auch seien
sie überzeugt, die Soldaten würden gegen ihre Brüder
nichts tun, die ja für heilige Rechte und Freiheiten strit¬
ten/' (...)
Der Schluß des Spitzelberichts beweist die unerschrockene
Grundhaltung der Hambach er Demokraten. Sie fassen sich
nicht die Gewaltdiskussion aufschwätzen, wie das inzwh
sehen für ein Zeichen braver Bürgergesinnung gilt.
Wenn die Regierung Gewalt einsetzt, werden sich die De¬
mokraten zur Wehr setzen. Von der grundsätzlichen Ge¬
waltlosigkeit, nach der man alles mit sich machen lassen
muß, halten sie nichts. Das Schützen des Kopfes mit dem
Helm und das Verbergen des Gesichts hinter Halstüchern
für passive Gewalt zu erklären, stellt einen hirnrissigen Ju-
ristentrick dar, den zu erfinden den Politikern unserer Epo¬
che Vorbehalten blieb.
Auch dieses Beispiel mag deutlich machen, wie wenig die
Zustände von heute mit dem zu tun haben, was den Hamba-
eher Demokraten als Selbstverständ lichkeit galt. (...)
6
Warum kommt es zum ersten Nationalfest der Deutschen
ausgerechnet in der abgelegenen Südwestecke Deutschlands?
Warum treffen sich die militanten Demokraten zur größten
Protestkundgebung vor der 48er Revolution nicht im in¬
dustriell auf steigender» Rheinland oder in einer der Landes¬
hauptstädte, etwa in München, Stuttgart, Hannover oder gar
Berlin?
Als Treffpunkt der ganzen nationalen Opposition bietet
sich die Pfalz deshalb an, weil es dort wie in keiner anderen
Region Deutschlands eine breite Schicht von Demokraten
gibt, die unterhalb der Regierungsebene fast alle Macht in
den Händen halten. Früher als sonstwo in Deutschland
wächst in der Pfalz eine neue führende Schicht heran, die
sich auf die Volksherrschlaft stützen will.
fm Windschatten der Großen Französischen Revolution
von 1789 kommen drüben vom Rhein einheimische Jakobi¬
ner zum Zug. Darunter versteht man revolutionäre Demo¬
kraten. Im Lauf der Revolution gelingt es ihnen, den an¬
sehnlichen Grundbesitz des Adels und teilweise auch der
Geistlichkeit zu Spottpreisen zu ersteigern.
Eine halbe Generation lang gehört das linksrheinische
Gebiet zu Frankreich. Der Ade! wird vertrieben und enteig¬
net. Das Bürgertum besetzt alle wichtigen Positionen, Das
willkürliche Recht der alten Privilegiengesellschaft wird auf¬
gehoben. Es findet ein neues Recht Einzug, das sich an Frei¬
heit und Gleichheit zu orientieren beginnt. (...)
Schon vor dem Fest äußert sich hier und da eine radi¬
kale Sozialbewegung. Angesichts des zunehmenden Hungers
kein Wunder. Was die Armen und Machtlosen denken und
gar sagen, pflegen unsere Geschichtsschreiber nicht zu über¬
liefern. Das würde die glanzvolle Feststimmung: eh nur
trüben.
Bei der Beschäftigung mit Hambach stieß ich im Lahdes¬
archiv Speyer auf einige höchst verdächtige Aktenbündel.
Sie tragen den bedenklichen Titel „Drohbriefe". Je nach
Standpunkt kann das einen gruseligem Schauder tiefer"freu¬
dige Neugier erwecken. Was Generationen von Geschichts¬
schreibern vor mir höchstens mit spitzen Fingern und ängst¬
lichem Blick hinter sich überflogen halbem: fnigert, entpupp*
sich als eine vorzügliche Quelle über die soziale Protestbe¬
wegung.
Aus diesen Drohbriefen greife ich ein Beispiel heraus, in
dem die Unterschicht zur Sprache kommt, in einet Mi¬
schung aus Not und Wut. Im September 1830, also nur zwei
Monate nach der neuesten französischem Revölution,
schlägt eine unbekannte Person nachts auf dem Marktplatz
von Kirchheimbolanden folgenden Drohzettei am:
„Die Stund ist da, gieriger Landrat, dm Bruck der Ar -
men zu brechen . Entschließe dicht Die Waffen sind be¬
rät, das Werk zu vollziehen. Die Stunde näht sich
Gieriger - b edenket”
Die Ortsbehörde schäumt, läßt nachforschen. Den Autor
entdeckt sie nicht. Dennoch glaubt sie, ganz genau zu wis¬
sen, dieser Zettel könne nur das Werk eines Faulenzers oder
eines Branntweinsäufers sein.
im Frühjahr ■ .Heft 5
THEMEN:
Interview mit Murjray Bookchin
über den Anarcho-^yrii^ti rwili« imi^
Radio Libertaire'" !
Klaus Haag:
Der übriggebliebene Revolutionär
William Morris* Kunde von Nirgendwo
Selbstverwaltung- ohne Anschluß?
Informationen & Rezensionen
Peterson
Muhrenkamp 42, D-4330 Mülheim
Probenummer nur gegen 2®-DM
in Briefmarken
^ . .. . .. ; ; • —^
V Journa 1 zur Kultur der Anarchie,^/
Unabhängig davon tauchen in den nächsten Monaten
noch an anderen Orten der Pfalz weitere Drohbriefe auf.
Diese Sozial beweg ung der Hlabenichtf, der von der Besitzde¬
mokratie ausgeschlossenen armen Schlucker findet keinen
Eingang ins deutsche Nationalfest von Hambach. Dort do¬
minieren gutsituierte Ideologen, die die politische Selbstre¬
gierung des Bürgertums anstreben. Die Forderungen der Un¬
terschichten kommen ihnen vor wie das leise Grollen eines
fernen Gewitters. Da hilft nur das Übertönen durch die ei¬
gene Propagandatrommel und das Beten, das Gewitter mö¬
ge doch ohne Schaden vorüberziehen, im schlimmsten Fall
beim Nachbarn einschlagen.
8
Soziale Fragen bewegen die Hambacher noch nicht. Es
zieht zwar ein mächtiger Demonstrationsblock erboster
Winzer unter einer schwarzen Fahne mit der Aufschrift
„Die Weinbauern müssen trauern" mit auf das Schloß, aber
Wirth, der Herausgeber der Festschrift, schließt deren Pro¬
testlied aus dem bald danach erscheinenden Buch aus. Die
Hambacher Redner lehnen jede Verbindung mit damaligen
Hungerunruhen und Protestbewegungen auf dem Land ab.
Bei zunehmendem Unwillen erinnern sich die Pfälzer ei¬
nes alten Freiheitssymbols, das zur Zeit ihrer Großeltern
und Eltern mit der Französischen Revolution ins Land ge-
kommen'ist. Schon Monate vor dem Hambacher Fest wach¬
sen wieder Freiheitsbäume aus dem Boden.
Die die Obrigkeit beeindrucken wollen, schließen sich
zusammen, ziehen in den Staatswald, fällen verbotenerweise
einen schlanken, hohen Baum, schleppen ihn auf den
Marktplatz, schmücken ihn mit Fahnen und irgendwelchem
lustigen Zeug, je nach Geschmack und spontanem Einfall,
richten den Baum auf, tanzen drum herum und feiern ihr
Freiheitsfest. (...)
Die soziale Protestbewegung gipfelt schließlich in Hun¬
gerunruhen und regelrechten Angriffen auf die Ortsobrig¬
keiten. Einige Bürgermeister werden von den rebellischen
Leuten einfach abgesetzt. Das Volk entdeckt recht prak¬
tisch den Vorzug des imperativen Mandats. Wer sich zum
Unterdrücker hergegeben hat, ist zu stürzen. Auch diese
nützliche Idee fällt heute aus dem Rahmen des Erlaubten
heraus.
Am schärfsten geht es in der Nähe von Kaiserslautern im
Dorf Alsenborn her. Die Leute sind völlig verarmt. Um
nicht verhungern zu müssen, können sie sich nur noch in
den Staatswald schleichen und Brennholz mitgehen heißen.
Dessen Verkauf an vermögende Bürger bewahrt sie vor dem
Krepieren. Einerseits ist die Not in diesem Dorf so groß, an¬
dererseits die Erkenntnis, man müsse sich selbst helfen, so
allgemein verbreitet, daß Alsenborn damals die meisten
Holzfrevler der Pfalz aufzuweisen hat.
Was ist eigentlich ein Holzdiebstahl mit knurrendem Ma¬
gen, verhungernden Kindern im Vergleich zum Kommando
über einen polizeilichen Prügeltrupp?
Die Alsenborner bringen die weitreichenden, noch heul¬
te nicht ralisierten Ideen hervor. Sie drängen aun Jne gründ¬
liche Änderung der Besitzverhältnisse. Freiheit erscheint ih¬
nen als der Zustand, in dem es keine Herrscher mehr gibt.
Sie sehnen sich danach, daß ein Volk auch ohne Obrigkeit
leben kann. (...)
9
Wenige Wochen nach dem Hambacher Fest geht eine
Verhaftungswelle über das Land. Einige der führenden Köp¬
fe flüchteten rechtzeitig nach Frankreich. 10 Redner wer¬
den festgenommen. Gegen sie wird ein Hochverratsverfah¬
ren eingeiertet, das nach dem geltenden französischen Recht
vor einem Geschworenengericht stattfinden muß. So sitzen
in Lahdau in der Pfalz vermögende Bürger über die Ange¬
klagten zu Gericht LJ
Nach wochenlangen Verhören verkünden die 12 Ge¬
schworenen ihr Urteil. Atemlose Stille im improvisierten
Gerichtsaal von Landau. Zur Einschichterung der Ge¬
schworenen wie der Zeugen hatte das bayerische Militär in
der Stadt mehrfach Schlägereien mit Demokraten provo¬
ziert. Hohe königliche Regierungsvertreter sitzen drohend
ih der 1 . Bank. Der Sprecher der Geschworenen verkündet:
alle Angeklagten, beschuldigt des Hochverrats, sind nicht
schuldig.
Der Jubel der Pfälzer bringt den bayerischen Königshof
zur Weißglut Die soeben Freigesprochenen werden wegen
Bagatellen wieder verhaftet. Der eine soll den König, der an¬
dere einen Beamten beleidigt haben. Solche Dinge werden
nicht vor den Geschworenen verhandelt, sondern vor mehr
oder weniger unterwürfigen Berufsriehtern, die nach dem
Königshaus schielen.
Die Pfälzer Demokraten lassen sich nicht lumpen. Sie
wollen ihre Gefangenen befreien. Um Schnüffler wie Be¬
hörden zu ermüden oder abzulenken, setzen sie ein Knäu¬
el von Gerüchten in Umlauf. (...)
Als Siebenpfeiffer dann tatsächlich befreit werden soll,
nimmt niemand die ersten Verdachtsmomente ernst. Sei¬
ne Flucht erfährt ihre Krönung durch einen gelungenen
Demokratenstreich: die letzte Nacht auf deutschem Bo¬
den, bevor er ins Elsaß geht, verbringt Siebenpfeiffer un¬
ter dem Dach des Schwurgerichtsvorsitzenden, der ihn erst
wenige Monate vorher freigesprochen hat. Wieviel schlech-*
ter ist dagegen heute die Situation politisch Verfolgter!
11
Es ist nicht zu leugnen: die Hambacher siegten nicht. Die
Herrscher blieben am Ruder, gestützt von Speichelleckern
und vom Militär. Viele Demokraten mußten emigrieren. Erst
1848 kamen sie wieder. Aber noch einmal verloren sie.
War also alles umsonst? Wäre es besser gewesen, alle
Deutschen hätten sich unter Zipfelmützen begraben?
Eine ganze Epoche, die des Biedermeiers, tat es. Diese
guten alten Zeiten kehren nun mit der Nostalgiewelle zu*
rück. Das sehen die höheren Herrschaften gerne. Und mit
Begeisterung fummeln sie auch am Geschichtsbild herum,
bis nur noch Beschaulichkeit und Trübsalblasen übrigblei¬
ben.
In Wirklichkeit war das Hambacher Fest alles andere als
I für dle Ka tz. D »e frühen Demokraten lernten eine Menge.
Verfolgung und Emigration stießen ihnen die Nase darauf.
Ohne sich untereinander zu organisieren und ohne die be¬
waffnete Macht kann eine Volksherrschaft nicht die Herr¬
schaft der Wenigem ablösen.
Der Bürstenbinder Johann Philipp Becker zog die weit¬
reichendsten Konsequenzen. Als die nächste Chance zu ei¬
ner Revolution kam - das Jahr 1848 - stellte er in der
Schweiz eine Legion deutscher Arbeiter auf, um mit ihnen
in Deutschland der Republik zum Sieg zu verhelfen. 1849
| befehligte er im letzten Aufstand, in Baden, als General ei-
j ne Division, in der vorwiegend Bauern und Arbeiter kämpf-
j ten.
1882 steht die 50-Jahrfeier ins Haus. Der Regierung
j schwant böses. Die Sozialdemokraten sind seit vier Jahren
j unterdrückt. Damit sie nicht ein neues, nun ein sozialisti¬
sches Fest begehen, wird die 50-Jahrfeier kurzerhand ver¬
boten. Becker, der letzte noch lebende Veteran von 1832,
schickt aus dem Genfer Exil! einen Offenen Brief an seine
Parteifreunde, als Flugblatt. Wo immer die Polizei ein
Exemplar erwischt, beschlagnahmt sie es als subversiven
Sprengstoff.
Was täten heute die Sozialdemokraten in dieser Situa- !
tion? Erraten! Sie zögen sich ihre Zipfelmützen tief ins Ge¬
sicht, unter dem wiehernden Gelächter der Herrschenden.
Nicht so im Jahr 1882, vor 100 Jahren. Eine Gruppe
pfälzischer Sozialdemokraten, darunter der Parteivorsitzen- j
de, ersteigt nachts den Schloßberg, um oben ein neues
Freiheitssymbol weithin sichtbar zu machen: eine rote Fah¬
ne. Wen treffen sie wohl oben an? Eine Masse von Polizi¬
sten. Die roten Anhänger des Hambacher Festes kommen In
Haft (...) |
Hambach kann, wie ein Gespenst/ keine Ruhe finden,
Die Massenkundgebung gegen die Herrschenden gewinnt für
jede Generation eine neue Aktualität. Das spüren selbst die
Machthaber von heute. Die Landesregierung von Rheinland-
Pfalz wird das Festgelände für zehn Tage abriegeln. Sie al¬
lein hat festgesetzt, wer dort oben was für wen veranstalten
darf. Getreu in den Fußstapfen des Fürsten Metternich. Ein
Heer von Bereitschaftspolizei und Bundesgrenzschutz wird
aufmarschieren.
8
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Sa**"' :$$M
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Xeitsctu:W ten
<v -4,
%
Signalpfeife
Wir verlassen Hambach mit den letzten Streiflichtern.
, STREIFLICHT:
Ende Mai lassen die Medien eine Hambach-Welle über
uns zusammenschlagen. Der gleichgeschaltete Teil der Be¬
wußtseinsindustrie klopft uns auf die Schultern, wie herr¬
lich weit wir es doch gebracht haben. Alles, was die alten
Demokraten wollten, haben wir. Außerdem sind wir die
größten beim Zweitauto, beim Bier, beim Autobahnenbau,
bei der Zweitwohnüng. (...)
STREIFLICHT:
Bei der 200-Jahrfeier des Jahres 2032 treten einige Vete-
raninnen und Veteranen von 1082 auf. Sie erzählen den un¬
gläubigem, erstaunten Jüngeren! vor welchen Gefahren da¬
mals die Weit gestanden sei. Die Jahrgänge 2000 wollen
nicht glauben, daß einst die Abgeordneten und Regierungen
ungestraft auf den Interessen des Volkes wie auf einem
Trampolin herumspringen konnten. Sie bekommen ihren
Mund nicht mehr zu, daß einst die Arbeitenden sich krumm j
fegten, um ja so viel zu produzieren, daß sich die Mensch- j
heit 16 mal in die Luft hätte sprengen können. j
Am eigentlichen Festtag, dem 27. Mai, dem Donnerstag
vor Pfingsten, soll ein historischer Festzug mit Biedermeier¬
kostümen die Herzen der Herrschenden laben. Tausende
staatlicher Gewalttäter haben die Aufgabe, jeder uner¬
wünschten Person den Zugang zur Geburtsstätte der deut¬
schen Demokratie zu verlegen. Die Einsätze sind schon lan¬
ge geprobt, sie sitzen: Wyhl, Brokdorf, Kalkar, Gorleben,
Flörsheimier Waid für die Frankfurter Startbahn West.
Die alten Hambacher kämpften gegen die Pressezensur,
für jegliche Freiheit des Denkens. Was haben die Verwalter
der Macht davon verwirklicht? Bel den Masseneinsätzen der
Polizei erfreuen sich inzwischen unbequeme Journalisten
und Reporter des bevorzugten Hasses polizeilicher Schfa-
gerbanden. Meine Journalistenkolfegen in der IG Druck und
Papier häufen dazu Berge von Beweismaterial auf. Die einst
ersehnte Freiheit der Presse ist inzwischen zu einem käuf¬
lichen Gut heruntergekommen.
Die alten Hambacher bekämpften jegliche Gewaltherr¬
schaft. Jeder Aufmarsch massenhafter Polizeikräfte beweist,
daß d ie Utopie der Hambacher noch Immer vor uns liegt
Die alten Hambacher sträubten sich gegen die Militarisie¬
rung der Gesellschaft. Die Pfalz hat sich inzwischen zum
größten Luftlandeplatz der Amerikaner in Europa verwan¬
delt. Hambach ist noch nicht eingehojt.
* Als Verfolgte solidarisierten sich die alten Hambacher
mit den Verfolgten anderer Nationen. Bei uns reicht das nur
bis zum Osten und nur für solche, die keine Sozialisten oder
Kommunisten sind. Mit den Folterknechten der übrigen
Welt herrscht eitel Eintracht, des lieben Geschäftes wegen.
Die Mißhandelten, die zu uns flüchten, müssen milder Aus¬
weisung rechnen, den sicheren Tod vor Augen. (...)
Von März bis Mai 1981! veröffentlichte die dänische Tageszeitung „Information" eine '»4-teifige Ar^elserie unter dem Titel:
„Der spanische Bürgerkrieg — damals und heute". Die Artikel haben folgende Titel:
1) die Wahrheit über den Bürgerkrieg geht der spanischen Jugend erst jetzt auf,
2) „Kreuzzug gegen die roten Horden" f
3) Gespräch mit Jorge Semprun
4) - im SF abgedruckt -
5) über die katatonische Autorin Mercö Rodoreda * \{
6) der Kriegi ist nicht zu Ende — auch nicht der der Forscher
7) Alltagsleben im Bürgerkrieg (und über die deprimierende Presseberichterstattung in Dänemark)!
8) Hitlers Intervention - ein Stück Interessenpolitik
9) die Widerstandsbewegung begann mit den Spanienfreiwilligen
10) als Franco die Frauen zurückschickte zu: Kinder, Kirche und Küche M
11) die Republik der Dichter, der Dichterkrieg ||
12) über den Bürgerkrieg als Propagandakrieg um die Weltöffentlichkeit f Ir
13) über den Zusammenbruch der Republik und des Kulturkampfes | |
14) über die Mach Wirkungen bis zum Kalten Krieg ' \Lr
So wie der Vietnam-Krieg zum ersten großen TV-Krleg
wurde, produzierte der spanische Bürgerkrieg den ersten
Krieg in Regie des Ton-Films. — dank der Wochenschau als
Nachrichtenmedium. Die republikanische Filmproduktion
kann in Reichtum und Menge mit dem sowjetischen Doku¬
mentarfilm der 20iger Jahre verglichen werden, nicht zu¬
letzt über den Anarchismus als Idee und Lebensform. Auch
auf Francos Seite wurde der Film als Nachrichten- und Pro*
pagandamediuims gezüchtet. Trotz großer Verluste und Zer-
schnippelungen handelt es sich um ein einzigaiTife&IWafp-
rial, das seit 1979 für die Forschung freigegeben wurde. Cir*
sten Jdrgensen, der Geschichte an der Universität Kopenha¬
gen studiert, beschreibt dies auf der Grundlage von Spezial¬
studien in den Filmarchiven von Madrid und Barcelona.
Als im Sommer 1936 der Bürgerkrieg ausbrach, waren
die Zeitungen nicht mehr die einzigen, welche die Nachrich¬
tenvermittlung prägten, weil die Filmwoehenschaugesefl-
schaften in Europa und den usa sich als interessante Alter-
native etabliert hatten. Mit dem Durchbruch des TonfljÄjs
um 1930 herum entstanden eine Reihe von Wöchehscha^ "
gesellschaften, die sich anfangs ausschließlich auf die letch-
tere Unterhaltung konzentrierten; man sah Sich
zu diesem Zeitpunkt selbst nicht als ernster idhko|i^i^S|
Nach richten Stoff. Dieses Verhältnis änderte sich indessen
schnell und sie versuchten rasch, soweit mög.Hoh ?
sationsgeprägte Nachrichten zu bringen#
Charakter des Marktes. Die Ware sollte sich verkäüfÄrt
Zum Zeitpunkt des Putsches der Generale war der Plfn : ; A
in der Nachrichtenvermittlung ein wichtiger Faktor
den — mit den Einschränkungen, dlie im
diums und seinen technischen Bedingungen lagen. Man
te sich einen Markt gesichert, der — Zuschauerzahfe^^ife.^;
traeht gezogen — danach aussah, ein Niveau halten zu kön¬
nen. Der Bürgerkrieg war eine willkommene Gelegenheit,
seine Stärke zu zeigen — und, wenn es sich so sagen b§t#
daß der Vietnam-Krieg der erste große „TV-Krieg"
wurde der spanische Bürgerkrieg der erste Kriegi in der ftegfe r
des Tonfilms. • Jaääia
Speziell England schickte eine große Anzahl Filmleute
nach Spanien. Während des ganzen Krieges zeigte man prak¬
tisch gesprochen jede Woche irgendwo in England journali¬
stisches aus Spanien. Aber auch aus Deutschland, Frank¬
reich, den USA, Italien und der Sowjetunion kamen Film¬
leute und parallel zu den Wochenschaugesellschaften arbei¬
teten Dokumentarfifmer, die Themafilme zum GebraUcfi für
die heimische Debatte und/oder Propaganda herstellten.
Beispielsweise lassen sich der Holländer Joris Ivens [Sparthh
Earth) und der Russe Roman Karmen (Ispantjä) erwähnen,
— beide auf republikanischer Seite.
Auf nationalistischer — oder francistischer - Seite film¬
ten der deutsche Karl Ritter (Im Kampf gegen den Welt¬
feind — den Kommunismus, versteht sich) und spater ein
großer Film über die Legion Condom die deutsche Luftwaf¬
feneinheit, die Hitler zur Uhferstötzung Francos einsetzte,
' und'die u.a. fit die Tw^bpmMatdtiefuri$Gmrn\ea$ verant¬
wortlich war. Die deutsche Filmproduktion vom Bürger¬
krieg;^ übrigens überraschend klein zu sein. Was ver¬
mutlich auch daran lag, daß man die fieimatfront für wich¬
tiger hielt. Bekanntlich schmiedete man große Plane und
brauchte einen großen Propagandaapparat, um eine entspre¬
chende Haltung in der deutschen Bevölkerung zu schaffen.
Die drei ersten chaotischen Tage des Bürgerkrieges (17.—
i 19, Juli 1936) fielen nicht ganz so aus, wie sie von den
waren* Madrid und Barcelona verblie-
härtfiteb in den Händeh der Republikaner - der gesetz-
| Regierung — und wurden von Francos Truppen
ilj der Schlußphase des Krieges, 1939 eingenommen.
J§I|Ä hatteentscheidende Bedeutung, für die ■ Filmproduk-
tion, mit welcher im Laufe des Krieges begonnen wurde.
< , in Mladrid und Barcelona gab es die meisten und größten
Filmstudios, weshalb die nationalistische Seite um Hilfe
Studios in ifißgt
^böa.^r^erfflgung, doch Vöt allem half Deutschland mit ■
/■'iiterraiien: ihren. Brüdern im 'iete^Ö'ie Geyer-Studlios in;
Berlin wurden ein Zentrum der natipnallstischfln r .Pilmpro-
'Gerife# von der Aufnahme, bis zur späteren
Bearbeitung des Filmes, wurde zur Verfügung gestellt und
hier wurde auch die spanisch-deutsche Filmzusammenarbeit
ffiziell gemacht: in der Gesellschaft Hispano-Filmprodu
wwii»
iS .
Ätfia mm
tion. Die Splelmöglichkeifen in Spanien waren so weit
reichlich, in dem man alle Kinos der großen Städte benutz¬
te, die von Franco-Truppen erobert waren.
Im republikanischen Lager begann eine Produktion ohne
Vergleich in der Geschichte des spanischen Dokumentar¬
films — in Reichtum und Menge vergleichbar mit dem sow¬
jetischen Dokumentarfilm zu Beginn der 20igier Jahre. Un¬
zählige Produktionsgesellschaften — private und offizielle —
entstanden und hunderte von Dokumentarfilmen und Wo-
chenschauibeiträgen wurden gedreht Für die größte Produk¬
tion zeichneten Kommunisten und Anarchisten. Sie über¬
nahmen ziemlich schnell - und als Folge der Revolution,
die im Kielwasser des Putsches der Generale wuchs - ver¬
schiedene Filmstudios in Madrid und Barcelona. Die grö߬
ten Gesellschaften waren: SJ.E.-Films der GNJ-FAI, die
Organisationen der Anarchisten; „Film Populär" von den
Kommunisten geleitet und die Katalanische Laya-Films, zu¬
gehörig der Generalität von Cätalunya. Laya-Films produ¬
zierte u.a. eine Wochenschau - Espaha al dfa - die in Kas-
tilischer und Katalanischer Version verbreitet wurde. Wo
die weitaus minderen Produktionsgesellschaften im natio¬
nalistischen Teil Spaniens an strammeren Zügeln gehalten
wurden und eine Einheitsideologie repräsentierten, da war
die republikanische Filmproduktion in ihrer Sym- und Anti¬
pathie sehr unterschiedlich. Das lag natürlich daran, daß kei¬
neswegs eine ideologisch/politische „Einheitsfront" existier¬
te: das republikanische Lager bestand aus Sozialisten, Radi-
kalisten, Liberalen, verschiedenen Parteien der Autonomen
Kataloniens und den baskischen Provinzen, „Trotzkisten",
Kommunisten und nicht zuletzt aus Anarchisten, die in der
1. Hälfte des Bürgerkrieges ihre bisher größte Durchschlags¬
kraft in der Geschichte Spaniens - und Europas — erreich¬
ten. Während des Krieges geschieht eine Machtverschiebung
im Richtung kommunistischer Dominanz, diie speziell zu
Lasten der „Trotzkisten" (P.O.U.M.) und der Anarchisten
geht.
Die republikanische Filmproduktion weist eine entspre¬
chende Vielfältigkeit der Inhalte auf. Daß es eine einigerma¬
ßen gleichmäßige Produktion während des Krieges gegeben
hat;, läßt sich auch nicht sagen. Dieser hing von internen
Streitigkeiten auf republikanischer Seite und dem militäri¬
schen Vorrücken bei den Nationalisten ab.
Der allererste Film über den Krieg ist von Anarchisten
produziert: Reporiaje del movimiento revolucionario en
Barcelona (Reportage von der revolutionären Bewegung
Barcelonas — dem Kernpunkt der Anarchisten). Er wurde
im den ersten Tagen nach dem Putsch aufgenommen, —
während die revolutionäre Stimmung ihren Höhepunkt in
Barcelona erreichte. Der Film zeigt hauptsächlich Bilder ab¬
gebrannter und zerstörter Kirchen und gibt sonst Eindrücke
wieder über das „beträchtliche" Leben auf Barcelonas Stra¬
ßen und Plätzen. Überall sind tausende von Menschen zu se¬
hen, in ständiger Bewegung, Fahnen und Transparente
schwingend. Der Sprecher spricht hauptsächlich über den
Verrat der Armee, der Kirche und von der Revolution der
Arbeiter dagegen. In diesen Tagen war es im republikani¬
schen Spanien beinahe ein normales Versehen, daß Kirchen
niederbrannten, was vor dem Hintergrund der traditionellen
Unterdrückung durch die Kirche gesehen werden muß. Die
darauf folgende anarchistische Filmproduktion wurde -
trotz ihrer kurzen Dauer - ziemlich umfassend, was darauf
deuten könnte, daß man sich der Ausnutzung des Filmme-
diums bewußt war.
Wenn man den Film als historische Quelle heranzieht,
um Meinungen und Haltungen, kollektives Unterbewußt¬
sein, Selbstdarstellung und ähnliche Begriffe zui klären,
dann ist der anarchistische Film eine Goldgrube zum Ver¬
ständnis der anarchistischen Idee In Spanien am Anfang des
Bürgerkrieges. Oder enger formuliert: zum Verständnis des
Teiles der anarchistischen Wirklichkeit, die man — bewußt
oder unbewußt - filmen ließ. Ein Beispiel: die spanischen
Anarchisten behaupteten auf allen Gebieten die Gleichbe¬
rechtigung der Geschlechter, was zu der Zeit absolut nicht
mit der spanischen Lebensweise übereinstimmte. In den
Filmen sehen wir auch Männer und Frauen in Kämpfen an
der Front und viele Frauen treten bei verschiedenen Mas-
. ,
iv-
5 , .■■;■
lH
f^S :
ÜH
senveranstaltungen von Milizen und zivilen Anläßen auf.
Sie tragen eine Kleidung, die als Kampfuniform benutzt
wurde, ein Symbol der Volksmiliz. Oft werden Gruppen
von Frauen in Nahaufnahmen gezeigt, die zur Ehre der Ka¬
mera Gewehre schwingen, während der Sprecher erzählt,
daß die Frauen, gleich wie die Männer, am Kampf gegen
den Faschismus teil nehmen. In einigen Situationen hat
man also bewußt die Haltung zur Gleichberechtigung un¬
terstreichen wollen.
Darum ist es wichtig zu sehen, daß Sn Filmen, d ie v o n
der Etappe handeln, das alte traditionelle Muster benutzt
wird. In Barcelona trabaja para el frente (Barcelona arbei¬
tet für die Front) und El frente i la retagmrdia {Die Front
und die Etappe) werden Aufnahmen von der Fabrik ge¬
zeigt, die verschiedene Versorgungen für die Front bear¬
beitet, u.a. eine Lebensmittelfabrik, die einen Überfluß von
Leckereien aus der feineren spanischen Küche zeigt in die¬
sen Szenen gehen Frauen vor allem den Männern zur Hand.
Sie sind Sekretärinnen, nähen Uniformen, schmieren Bröt¬
chen, schleppen Rohwaren in die Packereien, schreiben Ma¬
schine und sind Botinnen für diverse Beschlüssefasser und
Koordinatoren, die alle Männer sind. Die Aussagen — oder
wenn man will Botschaften — dieser Filme wollen zualler¬
erst zeigen, daß Arbeiter ausgezeichnet im Stande sind, d|e
Produktionsmittel zu übernehmen, - aber ich finde es inte¬
ressant, daß dieses andere Bild der Frau sich deutlich in die
Filme geschlichen hat und dadurch auch von der anderen
Realität erzählt, als jener, der man in der erklärten anarchi¬
stischen Idee Ausdruck geben will.
Aber insgesamt drücken die Filme auf eine hervorragen¬
de Weise Facetten des Experimentes aus, das man anarchi¬
stische Lebensweise nennen könnte. Obwohl das ganze un¬
ter der Regie des Krieges abläuft und natürlich dadurch ge¬
prägt ist, läßt sich sagen, daß man bestrebt war, sich nicht
nur als heroischen Frontkämpfer darzustellen, — was in ek.
nigen Filmen der Fall ist, — sondern sich eine Identität in
der spanischen Gesellschaft zu schaffen suchte« MSö“SUChÄ
man Freundschaft und Gleichberechtigung därzustelleh,
auf allen Ebenen und in einer unmil itärischenj
nierten Haltung. , ; / J ^
Die kommunistische Filmproduktion gehörte vor r e|jpf|J
zu Madrid, und sie zeigt uns ganz andere Bilder im¥ertfiif ; ;
nis zu dem relativ ruhigeren Frontabschnitt in Katatonie^
Madrid war während des Krieges unter konstanter Belage¬
rung. In einigen Fällen versuchte man ein einigermaßen
friedliches Alltagsleben zu zeigen, verbunden mit dem Wil¬
len zum Widerstand. Doch den meisten Raum nehmen die
harten Kämpfe um Mladrid ein und die wiederholten Bom¬
bardierungen der Stadt.
Putschisten in Spanien
Im Verhältnis zum republikanischen Film ist die franci-
st ische oder nationalistische .Filmproduktion beständig ein¬
spurig, Sie ist ziemlich auf das Heer fixiert, die militärischen
Leiter und insbesondere auf Generalissimo Francisco Fran¬
co, der nach einem internen Putsch im Oktober 1936 der
absolute Führer der Aufständischen wurde. Den größten
Platz in den Filmen nehmen die militärischen Operationen
ein.
Aufgrund der zuvor beschriebenen Schwierigkeiten kam
die nationalistische Flimproduktton ziemlich spät in Gang
und von einer regelmäßigen Produktion kann man erst seit
Anfang 1937 reden. Zu dieser Zeit beginnt eine feste Wo¬
chenschau, Notieiario Espanol (die spanische Wochenschau),
die bis zum Ende des Krieges existierte. Sie ist vermutlich
jene, di©-^später unter dem Namen No-Do (Notieiario Docu¬
menta!) bekannt wurde. Neben den Wochenschauen produ¬
zierte man eine große Anzahl Dokumentarfilme, die fast
alle an der Front gemacht wurden und nach e inem Muster
hergesteflt sind; Vorbereitungen und Beginn einer Schlacht,
die Schlacht und schließlich der große militärische Ein-
m i • fltle z jfrjT (W fiwtkfwt/tf
marsch in das eroberte Gebiet; ein solches Ergebnis war lei¬
der allzuoft der Fall. Danach rückten Frauen nach, um mit
humanitärer Arbeit zu helfen, und es beginnt der Wieder¬
aufbau von dem, was als die „Zerstörungen der Roten*' be¬
zeichnet wird. In einigen einzelnen Filmen werden Bilder
von Gefangenen gezeigt, die „bekehrt" wurden - Bilder,
die nicht gerade überzeugend wirken.
Die nationalistischen Filme sind durchschnittlich länger
als die republikanischen, was daran liegt, daß viele von ih¬
nen Kompiiatbnsfilme sind, d.h. zusammengeschnitten aus
schon vorhandenem Material, mit einem neuen Sprechkom¬
mentar versehen und evtl* mit neuem Material versetzt. Sol¬
che Filme sind Espana Heröica (Das heldenhafte Spanien)
und Los conquistadores del Norte (Die Eroberer des Nor¬
dens). Der letztere handelt vom Krieg im, nord-östlichen
Spanien, während der erste den Beginn des Krieges bis zum
Oktober 1937 behandelt. In Espana Heröica wird auch ein
Teil republikanisches Material gezeigt, speziell anarchisti¬
sches, das vermutlich den Franco-Truppen beim Vorrücken
in die Hände gefallen ist. Das Zusammen schneiden dieses
Materials, um es seinem Ziel dienbar zu machen, es in Kon¬
trast zu den nationalistischen Aufnahmen zu setzen, er¬
reicht einen starken agitatorischen Effekt - das „Gute"
gegen das „Böse", im Maßstabe der Francisten. In diesem
Film, wie in affen anderen nationalistischen Filmen, wird
hervorgehoben, daß Francos Aufstand ein „Kreuzzug gegen
die Roten" ist.
Espana Heröica endet mit einem großen Abschnitt über
das nationalistische Spanien hinter der Front* Junge Falan¬
gisten marschieren — Wiederaufbau der „roten Zerstörun¬
gen" — „umgedrehte Rote" nehmen mit Gesang ander Ar¬
beit teil — es wird In der Stadt und äuf dem Land gearbei¬
tet — und schließlich eine große inszenierte Trauerfeierlich-
keit für die gefallenen Heiden, darunter General Emilie
Mola und der Grundier der Falange, Jose Antonio. Unmif-
14 felbar hiernach zeigt die Schlußszene des Films verschiede¬
ne Einheiten des Heeres, die auf einer Landstraße marschie¬
ren, neuen Siegen entgegen, während der Ton das Schlag¬
lied der Falange donnert „Cara ai so!" {Das Gesicht zur
Sonne). The show must go on. Dieser pompöse Propagan¬
daeffekt hält einen Vergleich mit den miesesten nazisti¬
schen Fiimen aus der gleichen Periode aus.
Der nazistische Film hat überhaupt weit mehr effekthä-
schende Elemente. Ein anderes Beispiel ist der Mythos, den
man in Verbindung mit der Befreiung des Schlosses Alcäzar
in Toledo aufbaute. Ein Offizier der Moscaredo hieß, hatte
sich hier in den ersten Tagen des Krieges mit einigen mili¬
tärischen Einheiten verbarrikadiert-Er weigerte sich, sieh
der Regierung zu ergeben und die Belagerung des Schlosses
begann. Aldizar wurde bald ein Symbol des nationalisti¬
schen Spaniens im Widerstand gegen die Unterdrückung,
der sich die Nationalisten von Seitender > ? roten Horden"aus-
gesetzt sahen — und Moscardo wurde zum Nationalhelden
erhoben. Es gelang Franco von Süden her anzugreffen und
die Belagerer mußten sich nach Madrid zurückziehen* Als
Franco das teilweise zerbombte Schloß erreicht, sind die
Fotografen zur Stelle und einige gefihlsstarHä Szenen spie¬
len sich vor den Kameras ab. Dadurch tragen die Bilder da¬
zu bei, den schon vorhandenen Mythos urh Alcäzar /ztj : ver-
^® IM KAMPF GEGEN = DEN : #ELTFEINET
Deutschland 193#
^ Regie: Karl Rittet
’ Untertitel: Deut sehe, Freiwillige in
Spanien ' . . ■■■ ■;
Verleih: Bunde sä rchiv
Rückblick auf d|e pblitisehe Ent¬
wicklung in Spanien seit 1931,
Beginn der nationalen Erhebung.
Invasion der Truppen Francos mit
Hilfe der Deutschen.
Auslaufen deutscher Schiffe mit Frei¬
willigen aus dem Hamburger Hafen.
Kampf um Alkajga#« Eingreifen
italienischer Truppeti.
Legion Condor (Bombardierung
GÜERNICAS).
Kampf um Teruel, Fall der Republik.
Wenn man die beiden Fime in der hier
angegebenen Reihenfolge sieht, dann
kann man sich nur wundern, wie die
Nazis mit demselben Wochenschau- !
material ein Jahr später etwas genau
Entgegengesetztes von dem behaupten,
was in HELDEN IN SPANIEN noch
ihre Absicht war, nämlich die deutsche
und italienische; Ihlervention gft VW#**: '
schweigen. IM KAMPF GEGEN DEN
WELT FEIND schlachtet im Gegensatz
dazu di^Heldentateri' der Legion
Condor etc aus. In HELDEN IN • 1
SPANIEN sind es »Bolsehewisteri”,i
welche die verbrannten Städte zuiück-
gelassen haben; IM KAMPF GEGEN
wtrnr Tr*r»T!w 4..:**. vf; '
Nach Kriegsschluß erlitt dieses umfassende Filmmaterial
ein trauriges Schicksal. Sämtliche Filme wurden zusammen¬
gepackt, und es dauerte mehrere Jahre, bevor vereinzelte
Schnitte den Weg zu einer Leinwand in Spanien fanden.
Dann in Form eines Kompilationsfilms über Spaniens Ge¬
schichte - natürlich von einem francistischen Gesichts¬
punkt aus. Es muß angenommen werden, daß ein großer
Teil der Filme verloren lisf. Ich schätze, daß das heute exi¬
stierende, Material - welches den Hintergrund für diesen
Artikel bildet - nur einen dritten Teil der gesamten spani¬
schen Fi Im produkt Ion ausmacht, die, wie gesagt, ganz
enorm war.
Sicher ist jedenfalls, daß sich das existierende Material in
einem bedenklichen Zustand befindet. Hier denke ich spe¬
ziell an die katalanischen Wochenschauen von Laya-Film,
die auf- und zusammengeschnitten wurden und danach in
einer Reihe zahnloser Thema-Filme landete, so daß eine
Wochenschau z.B. alles enthält, was an Botschaftsempfän¬
gen gezeigt wurde, eine andere handelt ausschließlich vom
Blumenarrangements, eine dritte von Kunstmonumenten,
usw.
1972 gab der spanische Filmhistoriker Carlos Fernandez
Cuenca ein 2-bändiges Werk über die Filme des spanischen
Bürgerkrieges heraus: La Guerra deEspanay ei Cim , ein er¬
klärt francistisches Werk. Eine große Fifmografie im Buch
enthält fast alles, was an Filmen über den Bürgerkrieg pro¬
duziert wurde, spanische und ausländische. Der republikani¬
sche Film wird verunglimpft, und der Ton das nationalisti¬
schen Films wird faktisch im ganzen Buch reproduziert.
Dieses Buch ist eine einzelne Schwalbe. Seine Realisierung
liegt eher an der Person Cuenca, als im selben Projekt be¬
gründet. Wie beim Film hat man auch auf anderen Gebieten
Informationen über den Bürgerkrieg unterdrückt, fast alles,
was über die offizielle Geschichtsversion hinausgeht.
Dieses Verhältnis — was die Filme betrifft - änderte sich
erst 1979. Einige Filmhistoriker mit Verbindung zum Film¬
archiv in Barcelona erhielten Material zur Durchsicht. Auch
mir glückte es 1979 Zugang zum Material zu bekommen;
ohne größere Probleme.
Dieses Filmmaterial wurde das erste Mal öffentlich In ei¬
ner Veranstaltungsreihe des Madrider Filmarchivs im Sep¬
tember 1980 gezeigt. Kurz danach startete die große Wan¬
derausstellung über den Bürgerkrieg,, die - wenn auch etwas
verwirrend - einiges Filmmaterial enthielt.
Man könnte von der Ironie des Schicksals sprechen, daß
zu dem Zeitpunkt, wo endlich das Filmmateriai über den
spanischen Bürgerkrieg der Öffentlichkeit freigegeben wird,
diese sieht, was der Beginn zu einem Neuen hätte sein kön¬
nen—im TV!
in: Information, 13.3.1981
Die geschlagene republikanische Ar¬
mee flieht nach Norden über die fran¬
zösische Grenze. Zehntausende spani*
scher Soldaten werden von der franzö¬
sischen Polizei entwaffnet und in lan¬
gen Kolonnen zu Internierungslagern
geführt. Für viele ist es ein Weg in
o. januar
1939 ziehen die
italienischen Trup-
x- mncos
kämpfen, in Bar¬
celona ein. Die
republikanische
juiee nar den
Regierungssitz
kampflos geräumt
stärken. Militärisch war die Befreiung von Alcäzar ohne grö¬
ßere Bedeutung. Eher muiß das ganze Ereignis als Konse¬
quenz der Jagd nach nationalen Symbolen gesehen werden
und dazu hat man die Möglichkeiten des Filmmediums ent¬
deckt. Die Filme von Alcazar müssen sensationell gewirkt
haben.
CI RA-BIBLIOTHEK IN GENF
WIEDERERÖFFNET
Die Bibliothek des Internationalen Zentrums für Anar¬
chismusforschung (CIRA) ist nach zweijähriger Schließung
wegen Reorganisation und Verbesserung des Katalogsy-
stems wieder eröffnet worden. Die Öffnungszeiten sind je¬
den Dienstag 1 und Freitag von 17.00 bis 20.00, sowie nach
Vereinbarung.
Die CIRA Bibliothek hat 15000 Bücher und Broschüren
in 27 Sprachen sowie eine große Anzahl anarchistischer
Zeitschriften, Bücher können per Post ausgeliöhen werden.
Das CIRA kann jede Art bibliographischer Abfragen beant¬
worten.
Die Bibliothek wird von Lesegebühren (25 Schweizer
Franken im Jahr, die auf das Genfer Postscheckkonto
12-17750 einzuzahlen sind) und einigen Spenden finanziert.
Die Verwaltung liegt in den Händen eines in Genf ansässi¬
gen Komittees. Die Bücher und Zeitschriften kommen zum
Großteil aus Spenden oder Hinterlassenschaften.
CIRA ist Mitglied der Federation Internationale des
Centres d'Etudes et de Documentation Libertaire (F-ICEDL)
SOZIALE VERTEIDIGUNG -
VERTEIDIGUNG DES STAATLICHKEITSWAHNS?
Volker Schössler
und der International Association of Labour History Insti¬
tutions (IALHI).
CI RA, Rue des Cedres 14, Postfach 51,
CH-1211 Genf 13, Schweiz
ln alternativen Kreisen und in der F»drtAeWe§ung
wird sie als das Nonplusultra, als DIE Alternative zur militä¬
rischen Verteidigung angesehen: die soziale Verteidigung.
Nur scheint wohl noch niemand der Frage nachgegangen zu
sein, was denn da eigentlich verteidigt werden soll und o|b es
sich denn überhaupt lohnt, die» Etwas zu verteidigen, sein
Leben und seine Gesundheit dafür aufs Spiel zu setzen
bzw. zu opfern (denn dieses Risiko gehen wir auch bei der
sozialen Verteidigung ein, machen wir uns da nichts vor).
Was wollen/sollen wir verteidigen? Den Staat, jenes imagi¬
näre Produkt menschlicher Phantasie, von dem Pierre Jo¬
seph Proudhon sagte, es sei „die üble Fhantasmaorgie des
Geistes". Für Bakunin ist der Staat eine „Abstraktion, die
das Leiben des Volkes verschlingt, ein unermeßlicher Fried¬
hof, auf dem alle wahren Hoffnungen, alle Lebenskräfte ei¬
nes Landes großzügig und andächtif sich haben hinschlach¬
ten und begraben lassen." Ein Gebilde also, das Kapitalis¬
mus und Imperialismus legalisiert, ja überhaupt erst deren
Existenzen ermöglichen. Um einmal mehr Proudhon zu zi¬
tieren: „Es gibt nichts, absolut nichts im Staat — von der
Spitze der Hierarchie bis hinab zu deren Basis —, wo nicht
M ißbrauch abzustellen, Schmarotzertum zu beseitigen oder
der Tyrannei ein Instrument zu zerstören wäre. Und sie er¬
zählen uns davon, diesen Staat beizubehaiten, die Zu¬
ständigkeit des Staates zu mehren, die Macht des Staates
immer mehr zu stärken. Gehen Sie, Sie sind In keiner Weise
ein Revolutionär!" I
Oder verteidigen wir etwa unsere Freiheit? Weiche Frei¬
heit? Die Freiheit der Berufsverbote etwa, der Massen Ver¬
haftungen (Nürnberg!), das 2u«nmengekralppeltWirden
auf Demonstrationen, die Freiheit des Arbeitsloswerdens,
um somit zum Ausgestoßenen der „Gesellschaft" zu wer¬
den oder sich als jemand, der noch Arbeit hat (oder sollte
man lieber sagen: der noch gezwungen ist, eine Arbeit zu
verrichten,) sich durch immer größeren Leistungsdruck und
ständig verschärfte Akkordhetze vorzeitig zum körperlichen
und geistigen Wrack machen zu lassen? Ist es das, was wir
sozial verteidigen, auf daß es anschließend, nach erfolgrei¬
cher Verteidigung, im selben alten Trott weitergeht, damit
wir auch.in Zukunft verpestete Luft einatmen können und
wir auch in Zukunft die Freiheit haben werden, mit Chemie
vollgestopfte und vergiftete Nahrung zu uns nehmen zu dür¬
fen? I
i
■)
i
Erich Mühsam
STAATSVERNEINUNG. FREIHEIT ALS GESELL¬
SCHAFTLICHES PRINZIP u.a. Beiträge
80 S., 5,40 DM, ISBN 3-8136-0024-6, 1.
Auf 1. 1981
Mühsam rechnet mit erfrischender Rigoro¬
sität mit Staat, Kirche, Vorurteilen und
Halbheiten ab. Er weist nach, daß die
Herrschenden ihre Legitimation auf Unwis¬
senheit und Untätigkeit der Beherrschten
gründen.
Reihe KONSTRUKTIV 10
40 S., 4,- DM, ISBN 3-8136-0014-9, 1.
Aufl. 1982
Read unternimmt in dieser Schrift eine
moderne Definition der grundlegenden
Prinzipien der politischen Philosophie
des Anarchismus.
Reihe KONSTRUKTIV 5
Unsere Heimat verteidigen? Das zubetonierte Land der
AKWs und WAAs, das seinen Lebensraum, seine Biotope ge¬
waltsam und knüppelschwingend zerstört, um Startbahnen
zu bauen und dem Imperialismus damit sein schmieriges Ge¬
schäft zu erleichtern? Das Land der SchmidtGenscherKohl-
r StraußFilbinger und wie sie sonst noch heißen mögen?
\ Dies alles soll ich verteidigen, dafür soll ich meinen Kör-
jj per opfern, meine Gesundheit, die heute eh schon durch un-
* sere „gesunde" Umwelt halb zum Teufel ist, meinen Seelen¬
frieden, sofern man in diesem Lande sich solch einen Luxus
noch leisten kann? NEIN, NEIN und nochmals NEIN I h I
Dieses möchte ich allen Friedensbewegten und Sozialen
Verteidigern ins Stammbuch schreiben: man sollte, bevor
man sich Gedanken über mögliche Verteidigungsformen
macht, sich erst einmal realisieren, was man da eigentlich
verteidigen will. Nach unserem Verständnis als Anarchisten
kommen Kriege von den Staaten AN SICH, also gilt es, erst
eine freie, nach libertär-sozialistischen (und auch basisde¬
mokratischen) Grundsätzen von unten nach oben aufgebau-
te/funktionierende Gesellschaft zu schaffen/aufzubauen
und sich danach erst Gedanken zur Verteidigung dieser Ge¬
sellschaft zu machen.
"TU WAS DU WILLST"
ANARCHISMUS - GRUNDLAGENTEXTE ZUR
THEORIE UND PRAXIS
- Hg» H. Ahrens/H.-j. Degen/Ch. Geist -
235 S.,. 17,- DM, ISBN 3-8136-0018-1, 1.
Aufl. 1980 '
Die umfassendste deutschsprachige Anar¬
chismusanthologie soll beitragen zur
Auseinandersetzung zwischen Autorität und
Freiheit* Texte u.a. von: Bakunin, God-
win, Stirner, Kropotkin, Landauer, Mala-
testa, , Mühsam, Rocker, "Prinzipienerklä¬
rung des Syndikalismus", Berkman, Gold¬
man, Tolstoi, Ferrer, Ramus, Rüdiger,
Santillan, Ward, Souchy, Texte des deut¬
schem "Pragmatischen Anarchismus" u.a.m.
Herbert Read
DIE PHILOSOPHIE DES ANARCHISMUS
- Mit einer anarchistischen Kritik an
Herbert Read
fiicme
Schreiben der ''Kleinen Strafvollstreckungs¬
kammer beim Landgericht Arnberg” (hier auszugs¬
weise dokumentiert):
Rainer Schwarz verbüßt derzeit.,. Mit seinen
Anträgen auf gerichtliche Entscheidung wendet
er sich gegen Bescheide der JVA Arnberg vom
a) 25,8.80 mit dem ein als Anlage dem Schreiben
vom 21.8.80 beigefügter Entwurf eines Dis-
kussionsprogramms der Gefangenenhilfegruppe
Heidelberg angehalten wurde,
b) 1.9.80 wobei ein dem Schreiben vom 28,8.80
beigefügter gleichartiger Entwurf zurückge¬
halten wurde,und
c) 16.9.80 mit dem ein Schreiben vom 15.9.80- an¬
gehalten wurde. Absender all dieser Schreiben
war Rolf Ficker.Der Antragsteller trägt vor
die Anhaltung sei willkürlich und widerrecht¬
lich erfolgt. Eine Gefährdung der Sicherheit
und Ordnung in der Anstalt sei nicht gegeben.
Die zulässigen Anträge auf gerichtliche Ent¬
scheidung sind nicht begründet. Die JVA hat zu
recht die Schreiben des Rolf Ficker an den An¬
tragsteller diesem nicht ausgehändigt, weil der
Inhalt das Siel des \bllzugs und die Sicherheit
und Ordnung des Anstalt gefährdet hätte.(...)
Dieser (beigelegte) Programmentwurf stellt die
freiheitliche demokratische Grundordnung der
Bundesrepublik deutschland in Frage und ist in
seiner Grundtendenz nicht vereinbar mit den
Zielen des moderenen rechtsstaatlichen Straf¬
vollzuges und dem Strafvollzugsgesetz, Der Ent¬
wurf unterstellt, in den Justizvollzugsanstalten
der brd würden gesellschaftlich, wirtschaftlich
und politisch benachteiligte Klassen gefangen
gehalten. Im SrafVollzug präge sich der Rache-
gedanke der Gesellschaft und nicht etwa ein
Resoziallsierungsprogramm aus, das dem Täter ein
Leben ohne Begehung weiterer Straftaten ermög¬
lichen könnte. Diese Darstellung soll bewußt den
•Eindruck erwecken, in der brd herrsche Klassen-,
justiz und in den Justizvollzugsanstalten•be— i
fänden sich nur Personen, die politisch unbequem
seien. Straftäter seien nur von der. besitzender^
Klasse aus Verzweiflung zum Begehen krimineller
Taten gezwungen worden. (...)
Nicht er (der Antragsteller) selbst müsse an
einer Resozialisierung mitarbeiten, nicht er ■
selbst müsse sein künftiges Leben andern, sondern
die Gesellschaft müsse geändert werden, Rolf
•Ficker verbreitet hiermit anarchistisches Ge¬
dankengut, das darüber hinaus auch die frei¬
heitliche—demokratische Grundordnung der brd . !
verletzt und damit auch die Sicherheit und Or- !
dnung der Anstalt. Die gleiche anarchistische
Grundeinstellung kommt auch im Schreiben des
Rolf Ficker vom 15.9.80 zum Ausdruck f wo er j
wörtlich schreibt, er fühle sich als Anarchist,
weil "ich alles ablehne, jegliche Staatsform,
. Q S . fc e n o der tm Westen.“ Darüber hin aus
suchten: Jemanden, der sie ernst
Wir drucken im folgenden zwei Beiträge ab r die sich inhaltlich entsprechen, sich aber unserer Meinung nach trotzdem recht 1
gut ergänzen. Da es sowohl Jochen wie Peter darum geht, eine piskussion in Gang zu bringen, erscheint es uns angebracht,|
nicht den einen zugunsten des anderen im Papierkorb verschwindet* zu lassen!
SCHULT-PROZESS
-SF-Redaktion-j
Peter Schult wird vorgeworfen, mehrere minderjährige
Jungen verführt zu haben. Das ist nach § 175 Unzucht und
wird mit Gefängnis bestraft.
Schult ist kein Unbekannter. Durch seine Mitarbeit am
„Blatt" und der Roten Hilfe ist er sowohl den Ltnksradika-
len dis auch der Staatsschutzabteilung der Münchner Polizei
bekannt. Durch seine Autobiographie (er nennt es eine Au-
tobiocollage), in der er über seine Sexualität, über seine Be¬
ziehungen zu Jungen schreibt, durch zahlreiche Artikel und
durch sein Auftreten in Prozessen, wo er sich offen zur Pä¬
derastie bekannte („ich werde weiterhin mit Jungen schla¬
fen weil ich der Meinung bin, daß man ihnen die Entschei¬
dungsfreiheit zubilligen muß, mit wem sie schlafen wollen
oder nicht"! machte er vielen Schwulen und Piderasten
Mut; —bei den bayrischen Sittenwichtern ist er ehtspre-
chend unbeliebt.
Seine Prominenz schützt ihn. Zu seinem Prozeß erschie¬
nen zahlreiche Artikel, auch jetzt im Knast wird er von
draußen unterstützt. Gleichzeitig machte ihn sein Auftreten,
sein „polizeibekannter Lebensstil" (ein Bulle, der ihn ver¬
haftete) zu einer Zielscheibe für die Staatsanwaltschaft.
Staatsanwalt Simper ermittelte dann auch mit einer Ver¬
bissenheit, die gelegentlich den gesetzlichen Rahmen über¬
schritt. So wurde der Mutter eines nicht aussagebereiten
Jungen mit der teilweisen Entziehuni des Sorgerechts ge¬
droht, in den Verhören wurden die Jungen efngeschücbtert
und bedroht, um die Aussagen zu erreichen, die für die An¬
klage brauchbar waren. Währenddessen wurde Schult in der
U-Haft für 10 Wochen isoliert, angeblich wegen TBC-Ver¬
dacht, der sich dann später als unbegründet herausstellte.
Trotz den üblen Methoden der Staatsanwaltschaft sagten
die Jungen aus, daß sie freiwillig und gerne zu Schult gegan¬
gen wären und sich bei ihm wohl gefühlt hätten. Selbst in
der Urteilsbegründung weist der Richter ausdrücklich darauf
hin, daß Peter Schult niemals Zwang angewendet hätte.
Ein wichtiges Argument der Anklage war Schüfe
„Uneinsichtigkeif'. Elfi Sitteh^rolch hat sich zu schämen
und um ein mildes Urteil zu bitten. Wenn er stattdessen er¬
klärt, daß er nicht ein sieht, weshalb Gesetze und! Staatsan¬
wälte sein Liebesieben reglementieren sollten und deshalb
^fit Einstellung des Verfahrens fordert, muß dem mit einer
Strafe Rechnung getragen werden.
' rückte.dann die verzerrte Optik der Staats¬
anwaltschaft, die 5 Jahre gefordert hatte, zurecht, und ver-
| urteilte Pe|äj>zu 2 Jahren und 10 Monaten Knast ohne Be¬
währung. Das Urteil ist, verglichen mit anderen Prozessen
ÖJlajjv fair, es liegt an der unteren Grenze der möglichen
Prozeß ein Skandal, genau wie
jeder Prozeß wegen Verführung Minderjähriger" genau
wie der ParaGRAF 175 eine unverschämte E inmischung des
S Staates in das Privatleben der Menschen ist.
||vj.;.^fejpe-'Frage^ die- Im.Prozeß immer wieder auf-'
• fluchte, war die Schädigung der „Opfer".
ß. Die Jungen kamen freiwillig zu Bchult. Sie wußten, daß
■ er schwuLfst, es für $i# zu sfia. ; ,Vfiafc
leicht fanden sie bei ihm etwas, was sfe in ihren “
Das Landgericht Verden verurteilte im letzten Jahr ein Ehepaar wegen Kindsmißhandlung. Die dreijährige Sandra starb im
Oktober 1978. Das Obduktionsergabnis: gerissenes Trommelfell, zahlreiche blutige Striemen, sehwereKopfverletZUFipn,
schwere Verletzungen tm Genitalbereich, die auf eine Vergewaltigung des Kindes deuteten. Die Strafe für die beiden Sadi¬
sten: 1 Jahr mit Bewährung. u •
2 Jahre mit Bewährung erhielt vor einem Jahr ein 31jähriger Bauer aus Unterneuses vom Landgericht Bam^r^weJnwmrf
11.7 1980 seine 27jahrige Frau erdrosselt hatte. Strafmildernd war die Tatsache gewertet worden, daß die Frau-lbpilLieb¬
haber hatte, was den Täter zu einem "seelischen Krüppel" hatte werden lassen. (Beide Fälle aus dem STERN-Artikel "ihr
teile deutscher Gerichte '81" vom 28.1.1982)
BHHRfti
wsm mit-
- ■'
lliiiiiliili
Ä^aiSÄÄli
Wenn der Selbstbetrug msscheidet,
bleibt nur der Tod äs Lösung. Das
4 "Exitus Batet** der alten Römer, das
Recht auf den eigenen Ausgang,
Ich könnte mir andere Jungem suchen,
aber ich spüre immer öfter, daß das
Eis zwischen mir und den anderen
nicht mehr schmilzt. Früher hatte ich
da nie Probleme, ich kannte nie die
Schwierigkeit einer Kontaktarmut, ich
fand, wie man so schon sagt, immer
Anschluß. Ein Päderast muß fiippern
können, dann gibt cs genügend Berüh¬
rungspunkte. Je öfter meine Kugel die
Zeichen und Ziffern auf dem Flipper¬
automaten berührte, desto häufiger
waren meine Berührungen an den ero-
genen Zonen der Knaben, mit denen
ich flipperte. Auch hier hat die Elek¬
tronik vieles zerstört, hat zwischen •
; menschliche Berührungen verhindert.
Ich kann mit der Elektronik nicht
mehr so mit halten und das Eis bricht
nicht mehr so häufig.
Der Päderast lebt ständig in der Gefahr
eine tragikomische Figur zu werden.
Er besitzt nicht die Fähigkeit (oder
ist es vielleicht ehe Unfähigkeit) mit
dem Partner alt zu werden Die Natur
zwingt ihn dazu, ständig neue Partner
zu suchen, denn aus Knaben werden
Jünglinge und Männer ; die dann von
Frauen, Männern oder aber Knaben
umschwärmt werden und von ihnen
schwärmen
Hier gleicht der Päderast immer häu¬
figer dem Sisyphos, der ständig einen
Stein bergaufwärts wuchten muß, und
immer wieder rollt der Stein den Berg
hinunter * und das Spiel m beginnt von
neuem . Nur hat Sisyphos den Vorteil,
daß er aus der Welt des Mythos kommt
und deshalb nicht älter wird. Der Pä¬
derast altert, die permanente Sisy-
phosarbeit ermüdet ihn allmählich. Der
Stein verletzt ihn immer häufiger, bis
er eines Tages von ihm erschlagen
wird. Man sollte deshalb beizeiten auf¬
hören, zumindest dann, wenn man
spürt, daß die Eiszeit vorder Tür steht
Peter Schglt * |
—
wmmsxsm.
I
mm
’ -
zu hörte, wenn sie ihre Probleme loswerden wollten, „Ich
habe viele gute Beziehungen zu Jungen, ich verstehe sie, ich
spreche ihre Sprache, kann auf ihre Probleme elngeheh und
will mir das nicht von der Justiz verbieten testen* Flrmich;
sind diese Beziehungen nicht nur die Verwirklichung eines
natürlichem Bedürfnisses, sie sind ein Teil meiner eigenem!
Geschichte, zu der ich stehe." (Schult 79 in einem Schlu߬
wort vor Gericht )
Inzwischen scheinen sich seine Beziehurlip geändert zu
haben; in EISZEIT (...) schreibt er, daß # sich die Freund-,
Schaft der Jungen immer öfter erkaufen müsse;, daß er spürt
wie er alt wird und für die Jungen immer Wlhlglrattraktfv
ist. Aber das ändert nichts daran, daß er in keiner Bezie¬
hung Gewalt angewendet hat; es ändert auch nichts an den
Erkenntnissen der Sexualwissenschaft Michael Bauermann
vom Bundeskriminalamt (Wow!) kommt in einer Untersu¬
chung über Sexualdelikte und! ihre psychischen Auswirkun¬
gen für die Opfer zu dem Ergebnis, daß „gleichgeschlechtli¬
che Kontakte" ... im Vergleich zu anderen Flllen „harmlo¬
ser und fast ausschließlich ohne Gewaltanwendung durch
den Beschuldigten" verlaufen. ,,Es fühlt sich deshalb auch
keines der männlichen Opfer geschädigt/' Weiter heißt es:
„Als ... Quelle sekundärer Schädigung kÖnneni sich die
Strafverfolgungsbehörden und auch die Polizei leider nicht
ausnehmen... bei näherer Analyse zeigt sich, daß sich ein
Teil der Eltern schädigend,,, verhalten hatte, i,4 Die Ge-|
spräche mit Ärzten und Beamten upm Jugehdamt, Polizei
und Gericht... wurden als leicht bis pl|jppMdqpid em¬
pfunden." Es handelt sich also um ein „Verbrechen" ohne
Opfer; erst durch Verhöre und diei'Mitehiheriö/die 1
dem Schutz des Kindes dienen soll, vverden die ,,0pfer" sie-
lisch geschädigt. Aus einer natürlichen Beziehung wird et¬
was Verbotenes für das man sich schämen soll, aus dem
Freund wird ein Sittenstrolch und Verbrecher. Auch die
beliebte Meinung, daß „verführte" Jugendliche automa¬
tisch schwul werden müßten, ist inzwischen widerlegt Del
amerikanische Kinsey-Institut fand in einer Studie heratis,
daß die sexuelle Orientierung vor dem 12; Lebensjaihr fest-|
liegt. Inzwischen sind sich Genetiker, Psychiater, Soziälwis-
senschaftler, Mediziner und Psychotherapeuten einig, daß
die Veranlagung zur Homosexualität schon lange vor
Pubertät feststeht. {Nach Spiegel Nr. 25/81) Die liberalen
Hofländer haben daraus die Konsequenzen gezogen: der be¬
treffende Paragraf wurde im Mai 197t"fast einstWmig
6 rechtsradikale Abgeordnete waren dagegen) abgeschafft*:
Dort ist das „Schutzalter" auf 16 Jahre herabgesetzt, W\
zwischen wird eine weitere Senkung: auf 14 Jahre diskutfeft
Natürlich kann es nicht darum gehen, Gesetze, die vor #"
xueller Gewalt schützen sollen, abzusehaffen — Im Gegen-
teil. Daß viele Gerichte Vergewaltigungen immer nodh als
Kavaliersdelikte behandeln und daß vergewaltigte Flauen:
im Prozeß oft brutal geöemütigt und als die wahren SdhuT
digen hingestellt werden, ist genauso Ausdruck dir
nen und unmenschlichen
wie die in Gesetze gegossenen VocxifMtt'
versen". Minderheiten, an denen Ji-
dem ordentlichen Bürger steckt,
Gesellschaft bekämpft, in der Vergewaltigungen in der Ehe
legal und an der Tagesordnung sind, sollte genauso gegen
die Kriminalisierung gewaltfreier, gegenseitiger und freiwilli¬
ger Beziehungen sein. Aber genau damit scheinen viele Lin¬
ke, auch viele bewegte Frauen Schwierigkeiten zu haben.
Auch sie haben viele Vorurteile verinnerlicht; - vielleicht
Auch sie haben viele Vorurteile verinnerlicht; -* vielleicht
wäre es kein Fehler, sie einmal zu hinterfragen, sich zu öff¬
nen und neugierig zu werden für die Problematik. Informa¬
tionen kann Mensch über die DSAP {Deutsche Studien-
und Arbeitsgemeinschaft Pädophilie) Postfach 3236, 4150
Krefeld bekommen. Wer 5 Mark oder einige Briefmarken
übrig hat, sollte sie in den Brief legen, die DSAP ist arm.
Wer Peter Schult schreiben will: Peter Schult, z.Zt. JVA
Stadelheim, Stadelheimer Str. 12,8000 München 90
Peter Laudenbach-
FREIE LIEBE AB 14?
Der 54-jährige Schriftsteller und Journalist Peter Schult
ist der bayrischen Justiz seit langem ein Dom im Auge. Sein
im Trikont Verlag erschienenes Buch „Besuche in Sackgas¬
sen, Aufzeichnungen eines homosexuellen Anarchisten"
sollte bereits vor drei Jahren auf Antrag des „Bayrischen
Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung auf den
Index gesetzt werden. Als nächstes war es ein Artikel („Eis-
zeit").in der Münchner Stadtzeitung „Blatt", deren Mitar¬
beiter Schult ist, um den sich die Gerichte fast ein Jahr lang
bemühten. Ursache für diese fortgesetzte „Aufmerksam¬
keit": Peter Schult ist Päderast, hat also sexuelle Beziehun¬
gen zu Jugendlichen. Dies ist jedoch nach Strafgesetzbuch
verboten.
Interessant an all diesen Prozessen ist die zutage tretende
Auffassung von Sexualität auf Seiten des Gerichts. Eine
Ethik, die den gesamten sexualverneinenden Charakter die¬
ser Gesellschaft aufdeckt.
„Es liegt auf der Hand, daß es dem Verfasser nicht um
die ernsthafte Diskussion der homosexuellen Problematik in
unserer Gesellschaft geht, sondern um die bewußte Zerset¬
zung abendländischer, sittlicher Wertvorstellungen!" Mit
diesem Satz macht Staatsanwalt Hyronymus, obwohl mit
anderer Absicht als ich hier in diesem Artikel, die wahre ge¬
sellschaftliche Dimension des Problemfalls Schult deutlich:
Ein Mensch, der sich in unserer Gesellschaft nicht auf die
einzig rechtlich zulässige Form von Sexualität einlassen
kann, nämlich die - möglichst staatlich oder kirchlich abge¬
segnete - Zweierbeziehung zwischen Mann und Frau, ein
solcher Mensch muß damit rechnen, daß „Vater Staat" ihm
noch rabiater ins Bett hineinregiert als dem Normalbürger.
Weit gefehlt allerdings wer meint, mit der Kategorie „Zwei¬
erbeziehung zwischen Mann und Frau" sei alles andersarti¬
ge, ins Abseits gedrängte, gleichwertiger strafrechtlicher
Verfolgung ausgesetzt. So ist es nicht! Am Schlimmsten ge¬
ahndet wird Sexualität zwischen Männern und Knaben
(Strafmaß: bis zu 5 Jahre). Hätte Peter Schult jedoch statt
mit Knaben mit jungen Mädchen zwischen 14 und 16 ge*
schlafen, so wäre dies mit bis zu einem Jahr Knast bestraft
worden - und zwar nur auf Antrag der Eltern. Bei Mädchen
•über 16 gar nicht.
Man merkt also gleich: Wer hier nach vernuhftmäßig zu¬
gänglichen Kriterien der Rechtsprechung fragt, geht leer
aus! Nun gibt es da allerdings seit Jahren eine Diskussion
um die Reform der Sexualstrafgesetze. So hat die FDP
1980 die Forderung nach Abschaffung des Paragraphen
,176 StGB in die Koalitionsverhandlungen eingebracht. Ge¬
schehen ist allerdings gar nichts. Auch Peter Schult tritt für
die Abschaffung des § 176 ein und ist für die Herabsetzung
des Mindestalters auf 14 Jahre. Bisher scheint allerdings der
„sittliche Verfall des Abendlandes" noch nicht genügend
weit fortgeschritten zu sein, als daß eine solche Forderung
i. lrt breiteren Teilen der Bevölkerung Gehör finden würde.
Auch vyenn sich in der Folge der 68-er Studentenbewegung
die Umgangsformen gelockert haben, die allgemeine Sexual-
unterdrückung ist die gleiche geblieben. Zwar ist es heute
möglich, daß Unverheiratete Zusammenleben, Wohngemein¬
schaften sind in gewissem Grade anerkannt; dafür äst die
Ausbeutung sexueller Bedürfnisse in der Werbung intensiver .
geworden, die offene Vermarktung der Sexualität (Prostitu¬
tion, Peep show...) fortgeschritten.
:; LI VING-GUERILLA- VERLAG :
Peter Schult: Für eine sexuelle Revolution -
wider die linken Spießer! und
Olaf- Stüber»: Ich liebe Jungs! (44 S.i 2.-DM)
; KIfffiBRpBFREIUNGSFR0NT (28 S.J 1.-DM)
‘ liebchr über den "SF"beziehbar)
"Geboren um erzogen zu werden. Es erscheint
r:lest|dtyerständlich deti Kindern jegliches Eigen-
zu verbieten und ihnen eine bestimmte
;au*ztt*wij«g®ri. Zu entscheiden,
!' Hstgft-Jife ;Zu- lieben haben und Wen nicht, Ihren
! ' Befeeganbbfieieaüm einzuengen und ihre "Fehl-
bestrafen. Oen Zeitpunkt zu be-
; dem: sie Sexualität, haben, und was
[i'Ä|#=l^ife";®eehen dürfen, ” -
: : vGriäGSANSChMET: Glockwiesenstr.5; 7534 Birkenfeld
Wohl gibt es heute eine offenere Diskussion über Homo¬
sexualität als noch vor 10 Jahren. Schwule und Lesben sind
jedoch* immer noch Diskriminierungen ausgesetzt. Jeder
zehnte Homosexuelle hat mindestens einmal wegen seiner
Veranlagung seinen Arbeitsplatz verloren.
Für die Diskussion um Pädophilie sieht es noch schlim¬
mer aus. Selbst in der Linken herrscht großes Mißbehagen.
Und das auf den ersten Blick gar nicht zu Unrecht. Öder
stimmt es etwa nicht, daß Jugendliche, die mit Erwachse¬
nen Sexualität haben, schärfsten Unterdrückungen ausge¬
setzt sind, vorausgesetzt, etwas wird bekannt? Eben weii in
dieser Gesellschaft alle nicht-„normalen" Formen von Se¬
xualität mit dem Stempel „Perversion" belegt werden.
Kann dadurch nicht doch wirklich „die seelische Entwick¬
lung und die bevorstehende gesellschaftliche Eingliederung"
gestört werden? Und was ist überhaupt mit den „Motiven"
der Päderasten? Da fast alle Päderasten auch sexuelle Bezie¬
hungen zu Erwachsenen haben, handelt es sich bei ihnen
doch anscheinend nicht um Menschen, die zu freier Sexua¬
lität unfähig sind, die nur deshalb mit Kindern schlafen,
weil sie nicht das Selbstvertrauen besitzen, an Erwachsene
heranzu treten! Gibt es so etwas wie „sexuellen Mißbrauch"
und wenn ja, wie sieht der aus?
Das sind Fragen, die bei Linken hinter vorgehaltener
Hand diskutiert werden’ und die mir auch aufgetaucht sind
im Diskussionen über Peter Schults Buch. Man glaubt, sich
obengenannte Bedenken nicht offen leisten zu können,
ohne den fortschrittlichen Anspruch aufs Spiel zu setzen.
Und mir selbst ging es vor der Lektüre des Buches genauso.
Jetzt, nachher bin ich allerdings völlig beruhigt. „Es gibt
kein richtiges Leben im Falschem"!Adorno), und es gibt
keine freie Sexualität in der sexuaiver ne inendem Gesell¬
schaft! Selbstverständlichkeiten? Aber nicht nur diese
Selbstverständlichkeiten hat Peter Schult mir bewußt ge¬
macht. In seinem Buch werden menschliche Begegnungen
geschildert, freie und vorbehaltlose Beziehungen, die ihre
Einmaligkeit behaupten gegen eine Gesellschaft, die unsere
innersten Bedürfnisse nach Kommunikation und Liebe stän¬
dig abwehrt.
-Jochen Nickel
FBÜHLINGSERWACHEN - Beiträge zur'sozialen "und
sexuellen Befreiung PF 2243? 2080 Pinneberg
HEFT ls bringt einen Nachdruck von Klaus Mann '
"Homosexualität und Faschismus" aus dem Jahr WM,
Klaus Mann greift die Affäre um den SA-Führer
Rohm auf und kritisiert die Linkeydde mit Freude
auf diesen "Mörder und Päderasten" einhaut. ' j
"Den Nazis steht es wohl an : hpmQ®&xU'ei2e
Cliquen zu bilden, teils die Homosexuellen einzu-
sperren, zu kastrieren oder zu etsötiie^eh...Die.Linke
aber sollte objektiver - sein. Indessen ist '.sie,
gerade in dieser Frage, von spie&büifgeciich&tgr
Voreingenommenheit. (...) Man erkundige sich doch,
ob in proletarischen, linken Jugendbühden der¬
gleichen ausgeschlossen war: die Antwort, wird den.
überraschen, der die-Homosexualität■.für e i :he Bigen-
art des Fascismus hält. (.. .} 1
man, habe stets homoerotischen und auf .
dem hündischen n Prinzip basier*
(...) worauf es ankommt ist nur
der Bund geschlossen wurde, nicht erotische ■■
Kitt, durch den er Zusammenhalt" „ (12 s.; 1.^}
HEFT 2 : "Zur Situation der Homosexuellen in'der
Weimarer Republik und im deutschen Faschismus" vbh|
Herwine Grün, 1981. Diese neue historische Arbeit
gibt einen Überblick über die homosexuelle Kultur
in der Weimarer Republik (z.B. Zeitschrift «Die
Freundschaft", Agitprop-Theateretuok* "Wehrt
Freunde , Filme -wie z.B. "Büchse der Pandb : r a * etc V)
oder die Kampagnen zur Abschaffung des §175 *•; '.'V*,
(organisiert von Magnus Hirschfeld?, unterstützt .vd n
einzelnen SPD-lern und auch von .*§$£?'• '-j
Erich Mühsam und John Henry Mac€a$r.. /W^nig&f ;
Stützung kam von Seiten der KPD, da in
SO 1932 ein Gesetz gegen Homosexualität verab¬
schiedet. In Deutschland wurde deshalb auch Wilhelm
Reich aus der KPD ausgeschlossen.--;;. L'.’
Mit der Machtübernahme durch; dffe NSDAP begann " ■
auch für die Homosexuellen die '%'rfolgung. M Xii.
Faschismus ist die Rolle der Familie genau de** '' !
finiert. (...) die Frau als Geburiftaschi he ;
"dem Führer ein kind schenken" ^/Dai| : häci gtl>t
es in dieser Ideologie nur den';h#terosexuellep
Mann, der die Hierarchie Mann-^fc%i4KiM ’
(...) ümgebracht wurden schätz?|§D. Ml/ '
Homosexuelle, allein, im KZ
(20 Seiten? l.-DM) :
mMmmisit
Hä '■■ ■■"■.'■ $;. 4
«« ■ : ■ X: ! t:^ : -'^
: : -V:^
s$mMmm§mmmmmsi
M0S8'Sm^WfifimmMi
«m • ■ /: ;:■ *v-
; ''.V .'.... ... ■■:■ '■■;'■■, : .
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iliii I
mMMSMik SS@
■ ..'■'. Y7 -:■ ' ■ : :
Y ;; ^ .
Gegenseitige Hilfe — Freie Vereinbarung
Selbstverwaltung
"UMi
|||^
Für eine unabhängige Gefangenengewerkschaft
'drinnen' und 'draußen'
Auf dem Knastgruppentreffen in Dortmund (15.-17.01.
82) wurde die Herausgabe einer nationalen Interniertenzei*
tung
Informationsdienst für den Interniertenbereich
MAUER
beschlossen.
Der IDl/MAUER ist die versuchsweise Weiterentwick¬
lung des sog. ID! - Informationsdienst für Internierte— ei¬
nes internen, fotokopierten Zirkulars sowie der ehemalig
auf NRW-Ebene erschienenen MIAUER — Zeitung der
N R W-G ef a ng enense I bst h ilfen.
Der IDI — begründet im April 81 als internes Diskus¬
sions- und Informationsforum-wuchs von ursprünglich 12
auf 142 Trägergruppen und -personen an.
Die MAUER — begründet 1979 von der Gefangenenini¬
tiative Dortmund - wurde zum zentralen Organ der Gefan¬
genenselbsthilfen NRW.
Die starke Nachfrage und Beteiligung verschiedenster im
Internierten bereich arbeitenden Gruppen und Personen wie
von seiten der Internierten selber hat uns davon überzeugt,
(Dl und MAUER in einer nationalen Zeitung aufgehen zu
lassen.
Die zentralen Anliegen der neuen Zeitung sind:
1. Informations- und Agitationsblatt für die Internierten
und die sog. 'interessierte Öffentlichkeit'.
2. Ilnformatlons- und Disku^ionsplattform für die sog. Ge¬
fangenenbewegung drinnen und draußen.
3. Verbindungsorgan zur sog. linken und/oder alternativen
Bewegung (ein AKW-Gegner hat mehr mit Knastsystem
zu tun als er denkt und umgekehrt)
4. Praktischer Arbeits- und Koordinationsansatz für Inter¬
niertengruppen und Personen drinnen und draußen.
ID l/MAUER erscheint erstmalig am 15. 03. 82 und fortan
monatlich.
Informationsmaterial, Artikel aller Art, Bildmaterial,
Abos, Infos für Wiederverkauf er und Verkaufsstellen an:
Redaktion ID l/MAUE R
c/o Gefangeneninitiative Dortmund
Brunnenstraße 8-10
4600 Dortmund 1
Tel.: 0231 —818989
(Mo.—Pr. 10.00-22.00 Uhr)
Konto: Kto.-Nr. 230111-4i® (SLZ 44010046)
Postscheckamt Dortmund
Bärbel Lorey
24
' DER WIDERSTAND DER SAMEN
GEHT WEITER
(Eine Gegendarstellung! zur taz-Berichterstattung
der letzten Wochen)
Die letzten Monate sind für die Samen eine Zeit der Ent¬
täuschungen und Demütigungen gewesen. Die politischen
Behörden sind .uns mit Ignoranz, Mißtrauen und Verach¬
tung begegnet. Die letzte skandalöse Entscheidung des
höchsten Gerichts hat uns faktisch rechtlos gemacht. Diese
oberflächliche Entscheidung ist von falschen Annahmen,
Widersprüchen, Mlißbrauch von Wissenschaft und vollständig
falschen Informationen geprägt. Mit diesem Urteil ist es der
norwegischen Regierung völlig frei gestellt, mit der Zerstö¬
rung der samischen Kultur fortzufahren.
Unter solchen Verhältnissen werden einige verzweifelt:
Während des Sprengungsversuches einer Brücke in dem
Anlagegebiet (zum Ausbau des Alta Kauto Kdno-Flusses)
hat ein Same einen Arm verloren und wird vielleicht blind
werden. Zusammen mit einem Helfer wird er wahrschein¬
lich Jahre hinter Gittern verbringen.
Die samischen Organisationen bauen nicht auf Sabotage.
Wir klagen die norwegische Regierung an für das, was ge¬
schehen ist. In dieser schwierigen Situation planen wir zwei
Dinge. Wir haben die Alta-Sache an den Gerichtshof für
Menschenrechte in Straßburg berufen, wo die Menschen¬
rechtskommission die Sache Anfang Juli bearbeiten wird.
Wir wollen unsere Sache über Norwegen hinaus, speziell
in Europa bekannt machen. Wir haben verschiedene gewalt¬
lose Aktionen geplant. Wenn eure Organisation auf irgend¬
eine Weise uns helfen kann, bitte kontaktet uns. Wir haben
auch schwere finanzielle Probleme, — für unsere Anwälte
allein beläuft sich die Rechnung auf ca. 30.000 DM.
Wir hoffen auf eine Zukunft für alle eingeborenen
Völker.....
Oslo , den 27. März
für die Samenbewegung:
- Ante Gaup -
Adresse:
Die Samenbewegungi — c/o Miljöüoftet — Grensen 3 —
Oslo 1 — Morway
CHARTA 79 - 2. Folge 48 &,.m. 16 Abb., 4.- DM
Die Zeitschrift CHARTA 79 entstand während! der Ausein¬
andersetzungen der samischen Urbevölkerung mit der nor¬
wegischen Regierung um den geplanten Bau des ALTA-Stau-
damms.
^ eut f c ^ e übertragene Artikebammlung schildert
die Frühjahrsereignisse 81: Den erneuten Hungerstreik bis
zur Aussetzung des Baubeginns, sowie die Besetzung des
Staatsministeriums durch 14 samische Frauen, die teilweise
zum ersten Mal in ihrem Leben aus dem Samenland ausge*
reist waren. Den Schwerpunkt legt die Broschüre jedoch auf
die Darstellung der samischen Kultur, als der einer der letzten
"europäischen" Urbevölkerungen. £$ wird deutlich, daß
die staatlichen Eingriffe beispielsweise die traditionell auto-
nome Stellung des samischen Frau dahinphend verschlech¬
terten, daß sie in die bekannte patriarchalische Familienrolle
gedrängt wurde. Interessant ist auch die Politik der sozial¬
demokratischen Regierungspartei, die gerade mit Ihrem
technokratischen Gleichheitsgrundsatz für alle norwegischen
Bürger, und der ausschließlichen Blickrichtung auf sozioöko-
nomische Faktoren, die Rechte der Samen {z,S. Kollektiv¬
eigentum) unterdrückt, und sie innerhalb der Großgesell¬
schaft erst zu einer "Minderheit" macht
TROTZDEM « VE R LAG \
7410 Reutlingen, Obere Weibermarktstraße 3
Murray Boohchin
Natur und Bewußtsein
Bookchins Plädoyer für ein
neues Bewußtsein der Men¬
schen von sich, von anderen
und von der Natur.
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Hör zu Marxist
Bookchins klassicher Bei¬
trag zur Marxismuskritik.
In Amerika prägte er über
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F. Ferrer gründete 1901 in
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vorstellungen in die Tat
uimzusetzen. Wir geben in
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beschreibung Ferrers und
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Der Anarchismus
Zwei Aufsätze über den
■kommunistischen Anarchis¬
mus, zu dessen Begründern
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ausführliche Einführung in
Kropotkins Leben und
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Ivan tlHch's Kommentar zu
diesem Buch: „ Spring's
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Horst Stowasser
Die Machnotschina
Der Kampf der Anarchisten
für eine freie Gesellschaft
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120 S. Preis; 7 I
Einzelbestellungen bitte an;
winddruck vertag -Amhau-
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FÜR EINE
ANARCHISTISCHE
FÖDERATION
DISKUSSIONSANREGUNG VON 1926 („DER BAKUNIST")
UND 1982
ALEXANDER CELSO
Der SCHWARZE FADEN hat als Vierteljahresschrrft mit dem Ziel begonnen, die
Geschichte der Kämpfe für die FREIHEIT zu analysieren und für die Gegenwart und
Zukunft Ansatzpunkte zur Einschätzung und zum Handeln beizusteuern. Dies
schließt auch eine Organisierung der vereinzelten Anarchisten bewußt mit ein. Trotz
inzwischen zwei Jahren, in denen der SF regelmäßig erschienen ist, haben wir in die¬
ser Richtung nichts unternommen oder angeregt. Unter den Gründen für diese Zu¬
rückhaltung steht an erster Stelle die Skepsis, die sich aus den mißlungenen Versu¬
chen der letzten Jahre (IFAU-Mißverständnisse * FAU-HH Abspaltung, Kronstadt-
Kongreß...) herleitet. Insbesondere „Kronstadt" ließ den Eindruck aufkommen, daß
es so viele unterschiedliche Auffassungen vom „Anarchist-sein" gibt, daß eine ge¬
meinsame Organisation völlig undenkbar ist. Wenn wir uns jetzt an die Diskussion
über Organisierung heranwagen, dann meinen wir damit Genoss/innen, für die Anar¬
chismus mehr ist als „Zoff", „Chaos" oder „ne schicke provokative Mode ä la PUNK".
Nicht, daß wir gegen solche Lebenseinstetlungen etwas hatten, aber wenm's zum Kult
wird und sonst keine Folgen hat, ist es doch nichts anderes als das ,*Mü$li-E5sen" f mit
denen man die Nur-Alternativen karikiert. Wer es also satt hat, von einer „linken"
Modebewegung zur nächsten zu hangeln, sollte den SCHWARZEN FADEN als Dis¬
kussionsforum für eine Gesamtperspektive benutzen.
Da gründen abgewirtschaftete „LINKS"-Sozialisten a la
lansen neue linke Organisationen (von Bonn aus!) und mä¬
hen sich daran, erneut Leute zu sammeln, die eigentlich
chon über diese Stufe von Politik hinaus sind, gäbe es et-
t^as anderes, das sich nicht - wie Anarchisten -alsunfaß-
iarer Haufen darstellt. „Wir" reden davon, daß die K-Grup-
»en abgewirtschaftet haben, daß die SPD/DKP-Positionen
ls „linke" nicht mehr diskutierenswert sind und daß sich
nehr und mehr Menschen für eine anarchistische Herange-
lensweise an Politik, Lebenseinstellung etc. interessieren,—
ber das genügt uns scheinbar. Ganz zufrieden, daß der Zeit¬
eist uns in den Medien wiederspiegelt und scheinbar beach-
et, lehnen wir uns zurück und mischen uns kaum noch ein.
i/ir haben großspurig die GRÜNEN und ALTERNATIVEN
ritisiert, weil wir sie im Verdacht hatten, daß sie Basisbe-
/egungen und Bürgerinitiativen wieder für das parlamentari-
;he Prozentespiel vereinnahmen, statt das Bewußtsein zu
Ordern, daß alle für sich selbst handeln und kämpfen müs-
?n. Nun, - unsere Kritik trifft zweifellos noch immer zu,
ber was setzen wir schon Besseres entgegen? Bzw. drasti-
:her: solange wir unfähig sind uns selbst zu organisieren,
DER BAKUNIST —
Zeitschrift für wissenschaftlichen und
, praktischen Anarchismus — 8 Nummern;
vom Januar 1926 bis September 1926;
Erscheinungsort: Leipzig - Redaktion:
j G, Wartenberg. Preis;; 0,10 Pf,
sollten wir die GRÜNEN wählen, weif sie die Teilschritt-
eben wenigstens machen, die sie versprechen; während wir
gerade nicht machen, was wir kritisieren! Darüber täuschen
auch nicht sporadische Aktionen, Demos oder die Mitarbeit
h Komitees, BTs oder Alternativprojekten hinweg, Es fehlt
an der kontinuierlichen gemeinsamen Perspektive dieser
vielfältigen Bereiche.
Nun hat dieser Artikel mit dem „BAKUNIST" seinen
Co-Autor aus dem Jahr 1926. Wir könnten auch andere
„Initiatoren" herausgräfen; dies kann ja in weiteren SF«
Ausgaben nachgeholt werden. Am BAKU NIST reizt uns sei¬
ne Kurzlebigkeit: ganze 9 Monate! Sein Anspruch: theorie¬
bildend und praktisch zu sein; seine Konsequenz: die
Redaktion dicht zu machen, als er keine Resonanz bekam
und letztlich seine Unbekanntheit, die er nicht verdient.
(Die Einsicht in die Originale verdanken wir demzufolge
auch einem der aufgeschlossensten „Äit"-Genos$en: Otto
nistIsche Naturgesetze nicht zu 'menschlichem Fatalismus
führen müssen: „Die Naturgesetze befehlen ganz und; gar
nicht, was geschehen soll, sie sprechen nur von dem, was ge¬
schah und was geschieht. Aber da wir wissen, daß die gegen¬
seitige Abhängigkeit der Erscheinungen immer fortdauert,
können wir bis zu einem gewissen Grade die Zukunft vor¬
hersehen. Die Zukunft vorhersehen, um sie zu beeinflussen
- das ist das Ziel der Wissenschaft. (...) Ein bezeichnender
Zug des wissenschaftlichen Anarchismus wie der ganzen
modernen Wissenschaft ist die Auffassung vom Entwick¬
lungsprozeß. ln der Natur gibt es keinen Stillstand. (...) Und
darum ist beim wissenschaftlichin Anarchismus das Wich¬
tigste nicht dieser oder jener Satz, diese oder Jene Förde¬
rung, sondern die Methode." ;
Zu dieser Methode gehört zunächst einmal das Aufarbei¬
ten von geschichtlichen Erfahrungen und die Diskussion
und partielle Erprobung neuer Konzepte. Der BAKUNIST
Reimers; vielleicht hat er den BAKUNIST seinerzeit gerade
deshalb beachtet, weil er selbst keiner eingefahrenen anar¬
chistischen Richtung angehörte, sondern der antiautoritären
Union ist ischen AAUE.)
Der BAKUN1ST sieht seine Daseinsberechtigung - trotz
der Behauptungsprobleme anderer linker Zeitschriften —
auch in deren Unehrlichkeit: „Es ist zwar sehr bequem, die
Schuld an allen Schwierigkeiten der Reaktion und der reak¬
tionären Zeit zuzuschreiben, aber richtig ist es nicht. (...)
Der marxistische Teil schwankt immer wieder zwischen der
„Diktatur" und der antiautoritären Idee, (...) zwischen Fö¬
deralismus und Zentralismus...
„Der freie Arbeiter" leidet grundlegend daran, daß er ei¬
nerseits Propagandablatt (...) der Föderation kommunisti¬
scher Anarchisten Deutschlands (FKAD), andererseits aber
Organ für die theoretische taktische Fortbildung, Klärung
und Diskussion innerhalb des Anarchismus sein soll."
Der BAKUNIST beginnt seine Theoriearbeit mit einer
Abhandlung über „Modernem Anarchismus", dem er eine
wissenschaftliche Grundlage zu geben versucht. Dabei geht
er von den Naturgesetzen aus, betont jedoch, daß determi- gg
läßt Kropotkin sprechen: „ID ie neuen Ideen, die eine neue
Epoche in der Geschichte der Zivilisation bedeuten, müssen
vorher bis zur Revolution entworfen werden, damit sie in
den Massen vorbereitet, von Praktikern kritisiert und in ge¬
wissem Grade durch Erfahrung erprobt werden können.”
Konkret und interessant wird der BAKUNIST zum Bei-
spiel, wenn er den Weg vom italienischem Anarchosyndika¬
lismus mit Betriebsbesetzungen 1919-1921 zum Faschis¬
mus alb 1922 beschreibt: „Die Frage Ist nur, warum die Re¬
volution so stark wurde und solche Formen annahm, wäh¬
rend anderswo der Faschismus «bekannt blieb oder nicht
zu Macht gelangte. Wir erklären diese Erscheinung mit der
Stärke, Zielbewußtheit und Initinksicherheh: der italieni¬
schen Arbeiter. Sie griffen zu den Waffen der direkten Ak¬
tion, der Betriebsbesetzung, des Aufstandes und hielten
zum großen Teil garnichts von irgendwelchen Unterhand¬
lungen in Parlamenten oder Regierungen. Die Kapitalisten
mußten mit eigenen Augen sehen, wie überflüssig sie wa¬
ren, wie die Arbeiter die Produktion selbst: in die Hand
nahmen (...) Es ist bekannt, welches Ende die Besetzung der
Metallfabriken nahm. Die sozialistische Partei, In der damals
PARLAMENTARISCHES
noch die Kommunisten waren, und der reformistische Ge¬
werkschaftsbund spielten genau dieselbe Politik, wie bei
uns. Sie retteten die dem Rande des Abgrunds nahestehen¬
den Kapitalisten, indem sie von „Kontrolle der Fabriken"
sprachen, als die Arbeiter schon die Leitung hatten, indem
sie von Verhandlungen faselten, als die Regierenden bereits
an dem bekannten Mauseloch saßen, kurz sie spalteten die
revolutionäre Front, gaben der Regierung Zeit, Truppen zu
sammeln und der große revolutionäre Kampf ging verloren.
Nun war es für Mussolini ein leichtes, die erschrockenen
Kleinbürger und die wütenden Kapitalisten in seiner faschi¬
stischen Partei zu vereinigen und sie zu Rache und Ver¬
zweiflungstaten aufzustacheln. (...) Es herrschte noch im¬
mer ein Gleichgewichtszustand zwischen proletarischen und
bürgerlichen Kräften... Die Regierenden wandeten darum
das Mittel wirtschaftlicher Sabotage an: sie ließen die Wäh¬
rung verfallen. Dadurch übten sie schon einen großen Druck
auf das Proletariat aus. Während aber dieses Mittel bei den
sprichwörtlich geduldigen deutschen Arbeitern im allgemei¬
nen genügte, um die soziale Revolution zu verhindern, be¬
stand in Italien jeden Augenblick die Möglichkeit einer neu¬
en Betriebsbesetzung, eines neuen bewaffneten Aufstands,
Darum leuchtete es der italienischen Bourgeoisie ein, dal
sie eine bewaffnete Gegenrevolution mit einem Wirtschaft*
lieh positiven, scheinbar arbeiterfreundlichen Programm
machen müsse. Das ist die Grundlage des Faschismus/'
Die einführenden provokanten Bemerkungen zu den
GRÜNEIN finden sich auch im BAKUNIST wieder; es geht
um den Volksentscheid zur Fürstenentelgnungt, den viele
Anarchisten prinzipientreu ab lehnten, weil Anarchisten
Enteignung nur über eine soziale Revolution anstreben soll¬
ten. Wie Prinzipientreue in Deutschland in Dummheit um¬
schlägt, versucht der BAKUNIST klarzulegen: „Vor allem,
wird mit der Behauptung operiert, der Volksentscheid kön¬
ne gar keine Enteignung herbeiführen, (...) die Enteignung
laufe dem Begriff des Privateigentums zuwider, auf dem die
ganze bürgerliche Gesellschaftsordnung beruhe... das Ist ein
Irrtum. Der Begriff des Privateigentums (...) wird durch die
Enteignung nicht angegriffen. (...) Denn die Vermögen der
Fürsten wurden durch unrechtmäßige, gewaltsame Aneig¬
nung Kraft der Souveränität (die jetzt angeblich aufs Volk
übergegangen ist) in Zeiten des Absolutismus erworben.
Man sieht, gerade die Ansprüche der Fürsten widersprechen
den bürgerlichen Eigentums- und Reclhtsbegriffen."
Aber nicht nur die Argumentation der .„Puristen" ist
schief, auch ihr Realitätsverständhis:
„Zunächst ist ja der Volksentscheid das einzig Mögliche,
well Aktionskraft des deutschen Proletariats gelahmt
M. Die Aussicht auf eine revolutionäre Erhebung ist jetzt
gleich null. Da nützt alles Verweisen auf den Weg der rf dh
Mkteb';Äktib-rt Pf . Weht*/ die. historischen Gesetze nicht
kennt, darf sich picht wundern* wenn sie über ihn mit seiner
„prinzMehfesl^ri''^ wirklichkeitsfremden Stellung hinweg*
schreiten/' , ;
Prinzipientreue kann also historisch falsch sein, zumin¬
dest solange man selbst mit seiner Aktionsfähigkeit nichts
gegenüberzustellen hat; und wir machen uns „unmögllchf,
wenn wir uns ohne richtige Alternativen gegen aktuell#Be-
SELBSTVERWALTUNG
r DIE BASIS EINER BEFREITEM GESELLSCHAFT
200 S., 14-DM
Die Selbstverwalfungsperspektive ist heute wohl der zentra¬
le Begriff in der Diskussion der 'Alternativen'.
Dennoch haftet ihr der Beigeschmack des lediglich reforme-
rischen Bezugs auf den Kapitalismus an. Denn auch in den Rei¬
hen des Betriebs- und Gewerkschaftsmanagements ist man auf
sie aufmerksam geworden.
Auf welchen Rahmen muß sich das Konzept der Selbstver¬
waltung beziehen, um wirklich die bestehenden sozialen und
ökonomischen Strukturen zu sprengen, und nicht statt dessen
etwa dazu betzutragen, den Kapitalismus vielfältiger, bunter
und produktionsintensiver 2 ju machen.
Mit diesen grundsätzlichen Fragen an die Selbstverwaltung
befassen sich die Autoren des vorliegenden Bandes —
BOOKCHIN, COLOMBO, GUIDUCCI, LAINIZA,
PORRELLO, PRANDSTALLER, SCHECTER.
Ihre Beiträge, die auf dem Kongreß über Selbstverwaltung
in Venedig 1979 vorgetragen wurden, stecken einen ökonomi¬
schen, gesellschaftlichen, technologischen und psychologischen
Bezugsrahmen für ein wirklich revolutionäres Selbstverwal¬
tungskonzept ab.
SELBSTVERWALTUNG - nicht auf eine Technik der Or¬
ganisation beschränkt, sondern als umfassender, utopisch-revo¬
lutionärer Gasellschaftsentwurf.
[ERICH MÜHSAM — Schriftsteller der Revolution 9.,— DM
von Wolfgang Haug
Das Buch untergliedert sich im wesentlichen in zwei Teile. Im
ersten wird die Persönlichkeit des Anarchisten Mühsam
nachgezeichnet, wobei die Hauptaspekte auf dessen litera¬
rischer und politischer Betätigung liegen. Mühsam beginnt zu
schreiben als die Sozialistengesetze 1 ö Jahre aufgehoben sind,
und die literarische Protestbewegung des Naturalismus ge¬
meinsam mit der SPD-Opposition (den "Jungen") ihren
Schwung verloren hatte. Nach ersten Schwierigkeiten mit der
Berliner Polizei begibt sich Mühsam auf Reisen.
Der Aufenthalt in der vegetarischen Altemativkommune
Monte Verita in Ascona wird seine wichtigste Station bevor
er sich in der Boheme München Schwabings niederläßt. Mit
dem Ende des 1. Weltkriegs beginnt Mübsams politisch
einflußreichste Zeit. In diesem Sinn ist das Buch auch auf
den Schwerpunkt Münchner Räterepublik angelegt. Mühsam
übernimmt zwar keine leitenden Funktionen im Rat der
Volksbeauftragten, wird aber zusammen mit Gustav Lan¬
dauer und Ernst Toller der wichtigste Propagandist der ersten
Phase.
An diesen historischen Teil schließt der Verfasser seine
Betrachtung des literarischen Werks Mühsamts an. Er inter¬
pretiert das 1920 im Gefängnis Ansbach geschriebene Revo¬
lutionsdrama JUDAS vor dem Hintergrund des Januarstreiks
1917 und der Räterepublik 1919. innerhalb der Interpreta¬
tion macht er die Unterschiede deutlich, die zwischen An¬
archisten und Kommunisten zur Zeit der Räterepublik
herrschten.
TROTZDEM-VERLAG
7410 Reutlingen, Obere Weibermarktstraße 3
Postscheck Stuttgart, Wolf gang Haug - T.V,
Kto.-Nr . 138 74- 706
wegungen stellen, weil sie uns zu bürgerlich arbeiten (z.B.
Friedensbewegung). Richtige Alternativen stellen sich nicht
von allein, und obwohl der Anarchismus es seinen Anhän¬
gern ermöglicht, allein nach den eigenen Vorstellungen zu
leben und zu handeln, so entsteht eine einflußreiche Stel¬
lung des Anarchismus doch erst durchdie Zusammenarbeit
und gegenseitige Unterstützung Vieler. Die Frage nach der
Organisierung wird demzufolge zwangsläufig immer wieder
konkret. Daß sie ungleichzeitig auftritt, d.h. mal der einen,
mal der anderen Gruppe in der BRD auf den Nägeln bränn-
te, daß ihre Verwirklichung für die einen nicht schnell ge¬
nug, für die anderen zu wenig diskutiert, bzw. mit falschen
Inhalten daherkam, brachte bisher ein Ergebnis, das nur von
Unfähigkeit zeugt. Die größte Chance hatte und hat die
IFAU. Die anarchosyndikalistisehen Genossen sind diejeni-'
gen, d.e heute überregional am ehesten als Organisation an¬
gesprochen werden; wo viele GenossenAinnen, die eigent¬
lich eine anarchistische Föderation suchten, „durchgingen"
ohne aufgefangen werden zu können. Dies soll und darf
kein Vorwurf an die IFAU sein, weil sie ganz einfach über¬
fordert war, dieses Bedürfnis aufzufangen. Aber wir würden
uns wünschen, wenn sie in Zukunft einen oder zwei Genos¬
sen dazu bereithielte, diejenigen zusammenzubringen, die
zwar nichts mit Betriebsarbeit zu tun haben, aber trotzdem
an kontinuierlicher überregionaler Zusammenarbeit inte¬
ressiert sind. „Wir" können schlecht die SELBSTVERWAL¬
TUNG und die SELBSTORGANISATION auf alten gesell¬
schaftlichen Ebenen fordern, wenn wir unfähig sind, sie für
uns selbst zu verwirklichen.
yfr unsere omrmww™
Mt sie auch zu erheben#
'den sie Bttd wir OOSß^Z
28
29
1926 hörte sich dasselbe so an: „Die Frage der Ausbeu¬
tung kann erst gelöst werden, wenn die Frage der Befähi¬
gung zur Selbstorganisation gelöst ist, (...) Wenn eine Men¬
schengruppe nicht fähig ist, sich selbst zu organisieren, wird
sie unbedingt von einer anderen organisiert werden, die zu
dieser notwendigen Aufgabe fähig ist. (...) Wenn man ir¬
gendwelche Organisationen bestätigen will, muß man ande¬
re bereit haben, die sie ersetzen können."
Solche Sätze hören sich vermutlich für manche unanar¬
chistisch an; sie haben eine Auffassung vom Anarchismus
als einer antipolitischen Bewegung akzeptiert, vergessen
aber die Frage zu stellen, wer eigentlich definiert, was „Po¬
litik" ist. Verstehen wir aber unter „Politik” nicht nur, was
mit Regierungen zu tun hat, sondern auch das, was Men¬
schen auf verschiedenste Weise gegen Herrschaft unterneh¬
men, so können wir kaum „Politik" ablehnen, sondern le¬
diglich eine „antipolitische Politik" fordern. Es geht also
absolut nicht nur um Abstinenz, um das bloße „Sich-ver-
weigern", wie es das heute am weitesten verbreitete Ver¬
ständnis von Anarchismus suggeriert. Mr. Reagan macht
uns dies deutlicher als fast jeder vor ihm: Haben „wir”
nicht gegrinst, als wir erfuhren, daß er von noch nicht mail
30% der Amerikaner gewählt wurde? Und trägt er nicht
trotzdem ganz wesentlich zu unserem „no-futüre”~GefühI
bei? Kann'ein Mittelamerikaner über seine „Wahl” grinsen?
Wir müssen uns also auf das „politische Spiel" einlassen,
ob wir uns dabei wohl fühlen oder nicht Über das WIE
dachten die Anarchisten vom BAKUNIST: „Die föderali¬
stische Organisationsform, die ebensoweit vom Zentralis¬
mus wie von der örganisationslosigkeit entfernt ist, wurde
von Bakunin entwickelt. Auch für den Anarchismus be¬
jahte er die Notwendigkeit einer festen, schlagkräftigem,
föderalistischen Organisation. Er wußte wohl, daß für eine
erfolgreiche Revolution in erster Linie der revolutionäre
Instinkt des „Volkes” notwendig ist, aber er war weit davon
entfernt, diesen Instinkt sich selbst zu überlassen und den
Anarchisten nur die Rolle von Revolutionssoldaten, von
einfachen Mitläufern oder Vorwärtstreibern zuzuweisen/'
Liest man solche Sätze, sollte man nicht glauben, daß sie
vor fast 60 Jahren geschrieben sind, denn mehr als „Mitläu¬
fer" oder „Vorwärtstreiber” sind Anarchisten in den letzten
Jahren kaum gewesen.
Und man sollte andererseits nicht glauben, daß es Anar¬
chisten en masse gibt, die - ganz gegen „den Instinkt des
Volkes" — am liebsten irm revolutionären Pathos schwel¬
gen; oder ist es nur witzig gemeinte Koketterie, wenn eine
Hamburger Genossen Zeitschrift in alter ML-Manier meint,
nicht ohne leere Spruchhülsen ä la: „Nieder mit... Tod den...
Schlagt dlie..." auskommen zu können?
„Diese kleine Auslese zeigt das geistige Niveau des heuti¬
gen Anarchismus. Sie beweist, daß vom Anarchismus Baku-
nins, Kropotkins, Rockers nichts mehr lebt als die Phrase,
das Dogma, aber nicht mehr der Geist und die Weltanschau¬
ung...", so konstatiert es der BAKUNIST, und er begründet
es auch: „Wie gelangten die großen Vorkämpfer des Anar¬
chismus zu ihren Resultaten? Nun, sie untersuchten die
Wirklichkeit, die reale gesellschaftliche Entwicklung, analy¬
sierten deren Faktoren, suchten ihre Gesetze festzustellen,
um die Umgestaltung der Gesellschaft mit Aussicht auf Er¬
folg propagieren zu können. (...) Die Denkmethode der
heutigen Anarchisten ist eine ganz andere. Sie betrachten
die Wirklichkeit vom Standpunkt eines sogenannten „anar¬
chistischen Ideals" aus, wobei sie natürlich finden, daß sie
„schlecht" ist. Eine genaue Untersuchung dieser gesell¬
schaftlichen Wirklichkeit scheint ihnen vollkommen über¬
flüssig — eben weil sie „schlecht” und „fluchwürdig" ist.
Übrigens wird diese Gesellschaftsordnung ja doch bald
durch die „soziale Revolution" untergeben - wozu sich
also mit ihr beschäftigen?"
Der BAKUNIST stellte 1926 sein Erscheinen trotzig-re¬
signiert wieder ein, weil er weder .ibei dien Anarchosyndika¬
listen (FAUD), noch bei den kommunistischen Anarchi¬
sten (FKAD) auf große Resonanz gestoßen war: „Nun,
wenn die Bewegung keinen wissen Schaft liehen Anarchismus
braucht, so mag sie versuchen, mit einem idealistisch-phra¬
senhaften Anarchismus die Gesellschaft umzuformen. Wir
glauben jedenfalls, daß sie dann immer eine unbedeutende
„Ideenorgantsation" bleiben und abseits der großen... Bewe¬
gungen stehen wird.”
Der SCHWARZE FADEN will die Organisationsdiskussion in den nächsten Nummern fortführen und erwartet Beiträge, die
sich speziell damit und mit inhaltlichen Vorstellungen dusMsäd'ifSiätZen. Gefragt sind neben schon existierenden Gruppen
auch Einzelpersonen. Wir wünschen auch BeiträgemMm^^MAÜ t äer^ GWR-Föderation, der FAU-HH und ausländi¬
scher Genossen. Denjenigen Lesern und Leserinnen, denen diese Diskussion uninteressant erscheint, versprechen wir, daß sie
keinesfalls den ganzen SF in Anspruch nehmen wird. Am liebsten wäre uns, wir könnten für diesen Zweck pro Nummer vier
Seiten anhängen. Dazu brauchten wir allerdings für jede Ausgabe 400,- DM Spenden; weil wir den Preis von 3,- DM solange
wie möglich halten wollen, nicht zuletzt, um Interessierten, außer der Hemmschwelle eine anarchistische Zeitschrift kaufen zu
müssen, nicht auch noch finanzielle Probleme zu bereiten. Spendenlisten sind fiir anarchistische Zeitschriften nichts Ungewöhn¬
liches und so hoffen wir, keinen Ärger zu erregen, wenn wir Uns ab sofort einreihen. Damit keine Probleme mit den ABOgel-
den entstehen, vermerkt bitte als Stichwort ,Föderationsdiskussion’’. Postscheck Stuttgart: F, Kamann - Kto-Nr. 57463-703
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UNSER JUBEL DARÜBER, DAß SICH DER SCHWARZE FADEN
SELBST TRÄGT, WAR - WIE KÖNNTE ES ANDERS SEIN -
ETWAS VERFRÜHT. DIE DRUCKKOSTEN HABEN SICH UM 20%
ERHÖHT, WEIL UNS WINDDRUCK INZWISCHEN DIE GESAMTE
ARBEITSZEIT BERECHNEN MUß. D.H. AUCH Z.B. DIE
VORARBEITEN ZUM EIGENTLICHEN DRUCKEN. DIE GENAUE
ABRECHNUNG•KÖNNT IHR UNTEN NACHVOLLZIEHENI WIR
DÜRFEN UNS ALSO KEINE ERWEITERUNG AUF 48 SEITEN
MEHR LEISTEN, WOLLEN ABER GLEICHZEITIG EINEN
"ORGANISATIONSDISKUSSIONSTEIL" ANHÄNGENi
| NATÜRLICH GIBT ES GLEICH VERSCHIEDENE VOR¬
STELLUNGEN FÜR EINE WEITERARBEIT: DIE NAHELIEGEN¬
STE UND EINFACHSTE WÄRE, DEN EINZELPREIS AUF
4.-DM ZU ERHÖHEN? DAS ABO AUF 15.-DM. MÖG¬
LICHERWEISE WIRD DIES NÖTIG SEIN... ZUVOR GAB
ES DIE ÜBERLEGUNG, DAß WIR BEI EINER AUFLAGE VON
1500 WIEDER KOSTENDECKEND HERAUSKOMMEN UND EINE
PREISERHÖHUNG ERST MAL UMGANGEN WÄRE, - BEI 44
SEITEN UMFANG. MIT HILFE VON SPENDEN UND ANZEIGEN
könnten dann die zusätzlichen seiten beglichen
WERDEN. MIT DEN FÖRDERABOS (20.- für 4 Nummern),
die DANKENSWERTERWEISE LANGSAM BEI UNS EINTRUDELN,
WOLLEN WIR JA DIE KNASTFREIABOS UND DIE VERBES¬
SERUNGEN AM SCHWARZEN FADEN (PHOTOS, TEILSATZ...)
FINANZIEREN.
^ WIR WÜRDEN GERN EINE RÜCKMELDUNG VON MÖGLICHST
VIELEN LESERN HÖREN, OB SIE DIE FRAGE DURCH EINE
PREISERHÖHUNG FÜR UNBESTIMMTE ZEIT GELÖST SEHEN
WOLLEN, ODER OB SIE FÜR EINE WIEDERKEHRENDE
SPENDENLISTE IM 'FADEN 1 ZU HABEN SIND...
^ DIE ERHÖHUNG AUF 1500 AUFLAGE HAT ZUR FOLGE,
DAß WIR TROTZ DER STEIGENDEN ABOZAHLEN (IM MO¬
MENT: 8 92 ) NATÜRLICH NOCH EINEN ZEITSCHRIFTEN¬
UBERSCHUß HABEN, - DEN JEWEILS LOSZUWERDEN KÖN¬
NTET IHR UNS AUF ZWEI WEGEN HELFEN: EINMAL
DURCH WIEDERVERKAUF (zu 30 % Rabatt)? ZUM
ANDEREN, INDEM IHR IN DEN EUCH NAHELIEGENSTEN
Buchläden schaut, ob der sf bereits verkauft
WIRD BZW. OB ER NACHBESTELLT WIRD, SOBALD ER
VERGRIFFEN IST. ES GAB BISHER KAUM NACHBESTEL¬
LUNGEN VON BUCHLÄDEN, OBWOHL DER SF JA JEWEILS
EIN VIERTELJAHR AUFLIEGEN SOLLTE.
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spendet ! )
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gesamt! 2658,11 DM
EINNAHMEN: 1300 AUFLAGE (abzgl. 100 Knast-
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NICHT AUF AUSTAUSCHBASIS ABGESPROCHEN WERDEN,
KOSTET EINE HALBE SPALTE BZW. 19*6cm 40.-DM;
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LEGEZETTEL ODER GRÖßERE ANZEIGEN NEHMEN WIR
NICHT!
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NR.0 und 1 sind vergriffen. Von NR.2 gibt es
noch Restexemplare.
NR.3 ENTHÄLT: REAGAN, NACHRÜSTUNG, BERLINER
UND ZÜRICHER HÄUSERKAMPF, ANARCHAFEMINISMüS,
ANARCHISTISCHES SUBJEKT, "ÖSTERR.ÖKONOMIE",
ALEMANTSCHEN-ÖKOLOGIE, BETONZEIT u.a.
NR.4 : KRONSTADT-KONGREß, HUNGERSTREIK, B.TRAYEN
GUATEMALA, MIGROS-GENOSSENSCHAFT, ATOMWAFFEN¬
VERSUCHE, ÖKONOMIE- DISKUSSION,...
NR.5: SCHWARZER BLOCK, SELBSTVERWALTUNG UND
ÖKONOMIE, ANARCHISMUS IM ZEITALTER DER NEU¬
TRONENBOMBE, NADGE UND AWACS, ANARCHISTEN IN
PORTUGAL, LESERBRIEFDISKUSSIONEN..."hautnah"
NR. 6: HEROIN IN DIE SCENE, SOLIDARNOSC, ASYL¬
RECHT, STARTBAHN-WEST, LÄNDLICHE UTOPIE,
SPARTACUS, CNT-RUNDREISE, ANARCHISTEN UND
FRIEDENSBEWEGUNG,... "hautnah".
UND NOCH ETWAS: ALS ANARCHISTEN ERHEBEN WIR
SELBSTVERSTÄNDLICH KEIN COPYRIGHT, ABER WIR’
BESTEHEN DARAUF, DAß DER "SF" ALS QUELLE DES
ZITATS ODER EINES GANZEN ARTIKELS GENANNT WIRD!
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